...das heimliche Gefühl überlegener Freude als Schulkind über den vermeintlichen Verschreiber eines so klugen Dichters wie des Herrn von Kleist. Denn müsste, so dachte das kleine Chamäleon, damals noch etwas selbstbewusster, "
Das Erdbeben von Chili"
nicht vielmehr "
Das Erdbeben von Chile" heissen?!
chamäleon123 - 7. Okt, 19:23
Einkaufen mit Wolf und Bär als Kaufberater: seltsame Jogurts (Schoko-Haselnuss in tarnfarbenartigem Muster, vermutlich in der SuperRTL-Werbung 763486mal gesehen), Lavendel-Heidelbeer-Schokolade und eine Schoggipackung (Caramel) mit Zippverschluss landen im Einkaufswagen. Und Gutzi (helvetisch-regionaler Ausdruck für: Bonbons): "Nimm Zwei".
Der kleine Wolf auf der Heimfahrt:
"Darf ich ein Gutzi?" (Er wartet höflich die Antwort ab, nimmt eins, bietet eins dem Bären an, der dumpf und schweigend über den Spielstand seines Gameboys zuhause nachbrütet, kaut, schluckt und...)
"Darf ich noch eins, schliesslich heissen die "Nimm Zwei"?"
(Die Erziehungsberechtigten nicken resigniert, damit haben sie gerechnet, selber schuld wenn sie diese Werbestrategen-Bonbons auch noch kaufen. Der Wolf kaut wieder (es sind Kaubonbons), schluckt, überlegt und holt zum strategischen Überraschungsangriff aus):
"Ich hätte gerne noch eins", sagt er trotzig, "schliesslich müssen wir keine blöden Schleimer sein und genau das befolgen, was die da auf die Packung schreiben."
Ein kluges Kind. Und sozusagen werberesistent.
chamäleon123 - 7. Okt, 17:17
"Von frühester Kindheit an war ich ein leidenschaftlicher Leser. Ich wünschte mir nichts als Bücher zu Weihnachten, zwanzig und dreissig gleichzeitig. Bis ich etwa fünfundzwanzig war, ging ich niemals aus dem Haus, ohne dass ich ein Buch oder mehrere unter den Arm geklemmt hatte. Ich las beim Aufstehen, während ich zur Arbeit ging, und memorierte oft lange Passagen meiner Lieblingsdichter. Ich entsinne mich, dass Goethes Faust hierzu gehörte.
Dieses ständige Verschlingen von Büchern hatte vor allem das Ergebnis, dass es mich zu weiterer Empörung entflammte, meinen geheimen Wunsch nach Reisen und Abenteuern aufstachelte und mich gegen die Literatur einnahm. Es flösste mir gegen meine ganze Umgebung Verachtung ein, entfremdete mich allmählich meinen Freunden und verlieh mir jenen eigenbrötlerischen und exzentrischen Charakter, der zur Folge hat, dass man als "sonderbarer Zeitgenosse" bezeichnet wird. "
Henry Miller: Vom grossen Aufstand
chamäleon123 - 7. Okt, 16:38