Nachtrag zum Tag der Frau

"(..) Es war die Angst davor, dass ich irgendwann sagen muss: So, jetzt müsst ihr mich einliefern.», erklärt die abtretende SF-Sportredaktorin Regula Späni im "Sonntag". Ihr Alltag als berufstätige Mutter sei zum Teil «chaotisch» gewesen: «Ich war ständig in einem Clinch. Eigentlich sollte ich jetzt an eine Sitzung, eigentlich sollte ich jetzt dieses Mail noch schicken. Auf der anderen Seite die Kinder, die fragen: Wann gehen wir wieder mal in den Wald?»
Ihr Abschied sei auch ein Bekenntnis zu ihrem Ehemann, dem Sportreporter Stefan Bürer. «Ja, natürlich. Er hat mir oft gesagt: 'Komm mal runter'.» Sie wollte immerzu die «Super-Frau» sein. «Ich höre von immer mehr Frauen, die ihren tollen Job aufgeben.»


Ich ja auch.

Aber:
a) warum arbeitet der Sportreporter nicht halbtags und seine Frau auch? Darf er das nicht? Will er das nicht?
b) ist das Modell "Juhui, meine Eltern sind beide berufstätig" gescheitert? Wann gestehen wir uns das ein? Was gibt es für Alternativen?
c) Oh Ihr Kämpferinnen der Frauenbewegung: was sollen wir bloss tun?
Lilli legt los - 15. Mär, 16:40

Ich war mal eine Zeitlang der Meinung, dass die einzige Alternative darin bestünde, noch einen dritten Erwachsenen in die Paarbeziehung mit aufzunehmen. Dann können immer zwei voll arbeiten und der dritte ganz für die Kinder dasein, im Rotationssystem! Es gibt doch bestimmt viele Alleinstehende, denen so ein bisschen Familienanschluss gefallen könnte... Bis wir den- oder diejenige aber gefunden haben, arbeite ich eben nur zwei Tage pro Woche (mit allem Stress, der daraus entsteht, "fast nie" im Büro anwesend zu sein).

muellerto - 16. Mär, 09:28

Ein dritter Erwachsener würde vor allem zu einem führen: eine klare Mehrheit und eine klar Minderheit. Es stünde nie mehr 1:1. Das wäre etwas, mit dem man erst einmal lernen müsste umzugehen.
chamäleon123 - 16. Mär, 14:38

Es hat also
a)etwas mit Macht bzw. dem Abgeben derselben zu tun?
b)eine klare Tendenz in Richtung Grossfamilie?
c)es wird, so scheint mir, zunehmend komplizierter, statt einfacher ohne feste Rollenbilder und den damit verknüpften klaren Aufgaben. Warum?

muellerto - 16. Mär, 17:41

"Macht" ist kein gutes, nämlich ein bereits negativ belegtes Wort. Aber jeder freie Mensch hat Interessen, die er wahrnehmen, d.h. ggf. auch durchsetzen will. Und einer, der es gegen einen schon schwer hat, aus welchen Gründen auch immer (das muss ich Frauen nicht weiter erklären ...), kann es gegen zwei sowohl leichter, aber auch bedeutend schwerer haben.

P.S.: Es ist ja übrigens so, dass es diesen von Lilli ursprünglich geforderten Zustand längst gibt, auch in der westlichen Welt: das Au-pair-Mädchen, wenn auch unter deutlichen Abstrichen an der innerfamiliären Gleichberechtigung (sie ist eben keine zweite Ehefrau, sondern eher eine sozial hochrangige Tochter).
Lilli legt los - 17. Mär, 16:56

Es geht wohl nicht so sehr um Macht als um die Selbstverwirklichung (oder sagen wir den Egoismus) der beteiligten Erwachsenen. Meiner Erfahrung nach "brauchen" die meisten Männer den Ganztagesjob, um ein "ordentliches" Selbstbild von sich zu haben und gegenüber der Aussenwelt etwas darzustellen, während Frauen nach der Geburt der Kinder davon ausgehen, dass die Kinder die Mutter brauchen, um ohne seelischen Knacks aufzuwachsen, und sie es als Mutter brauchen, diesem Bedürfnis nachzukommen.

Und die Grossfamilie war doch früher schon mal gang und gäbe, als noch der verwitwete Onkel oder die ledige Kusine mit im Haus wohnte oder die Schwester mit ihrer Familie nur zwei Strassen weiter lebte - da waren doch immer (oder zumindest öfter) Erwachsene zur Hand, die sich um die Kinder kümmern konnten, einen halben Zwetschgenkuchen vorbeibrachten oder sonstwie mithalfen.

Warum also wird es jetzt komplizierter? Weil wir lauter Einzelmenschen sind, Individualisten, die nicht so recht Kompromisse schliessen möchten oder können. Und vielleicht, weil wir zuviel in der Zukunft leben und zuwenig im Hier und Jetzt, wo unsere Kinder uns brauchen und von uns profitieren. "Später werden wir wieder mehr Zeit haben", stand mal im Stuttgarter Hauptbahnhof auf den Boden gesprüht, in seiner ganzen grausamen Ironie.
chamäleon123 - 18. Mär, 07:48

Genau, und dieses Verharren, auf einem Bein balancierend in dieser seltsamen Zwischenwelt, beschert uns weit mehr als das dumpfe Gefühl, nicht mehr mit beiden Beinen auf festem Boden zu stehen. Der Nachteil davon, dass die Rollenbilder nicht mehr zementiert sind ist: alles schwankt irgendwie, immerzu.
Also ein Au-Pair, Herr Muellerto, stelle ich mir nur begrenzt als Entlastung vor: eine mürrische Französin oder eine zickige Schwedin im Haus, die zum Bügeln MTV schaut? Oder eine stille Welsche (schweizerisch: ein Jeune-Fille aus der französischen Schweiz), die abends schniefend mit uns vor dem Fernseher sitzt? Hm.
muellerto - 18. Mär, 14:31

Frau Reptil, man muss diese Au-pairs natürlich in der richtigen Kleidung[1] bereits begrüssen, sonst entstehen da ganz schnell falsche Vorstellungen. Ich weiss auch gar nicht, wie Sie auf Fernsehen kommen (vielleicht noch "Verbotene Liebe" oder sowas - da würde ich auch mürrisch).

Komplizierter wird es übrigens auch deshalb, weil die Familien viel weiter auseinander leben als je zuvor. Ich lebe 1000km weit weg von meinen Eltern, diese leben noch einmal 300km weit weg von den Orten ihrer Kindheit, an denen ihre Eltern auch schon Zugezogene waren. Ich hatte praktisch nie Verwandte, die gleich um die Ecke gewohnt hätten.

[1] übrigens auch für M ü t t e r geeignet
chamäleon123 - 18. Mär, 17:32

Dieses T-Shirt werde ich als Uniform für Lehrkräfte hierzulande ins Gespräch bringen. Wahrscheinlich werden Schriftzug und Farbe von Kanton zu Kanton erheblich variieren. Aber damit kann ich leben.
Meine Familie lebt ganz in der Nähe und ohne ihre Unterstützung hätte ich ausserhäuslich keinen Finger zum Arbeiten krumm machen können. Aber es ist trotzdem so kompliziert. Vielleicht bin ich ja aber einfach nur eine alte Nörgeltante. Ich bin ja schliesslich auch nicht zum Spass...


gelesen:


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Sag, es tut dir leid


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Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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