Donnerstag, 15. Juni 2006

Kartensammler

"Können die Fussballspieler die gelben Karten mit nach Hause nehmen?", fragt das jüngere Kind und macht seinem Ruf Ehre: scharfsinnig hinterfragt es die Rätsel des Alltags, zerpflückt - wie hier - Sätze und Worte und korrigiert streng sprachliche Nachlässigkeiten. Ich glaube, es strebt eine Laufbahn im pädagogischen Bereich an.

Mittwoch, 14. Juni 2006

Kennst du das auch?

Kennst du das auch, dass manchesmal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehn musst?

Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf
Wie einer, den ein plötzlich Herzweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, weinst ohne Halt – Kennst Du das auch?

Hermann Hesse

Montag, 12. Juni 2006

Erleuchtung, heute Aktion

Auch bei schönstem Sommerwetter sollte man nicht nur tumb im Liegestuhl sitzen und weltliche Bücher lesen. Die Erleuchtung erfordert neben den gewohnten Dingen wie Selbstkasteiung, Ueberwindung des kritischen Denkens und bedingungslose Hingabe an die Verkünder der Wahrheit - welcher Wahrheit auch immer - vor allem auch immerwährendes hartes Training und nichts, wirklich nichts sollte einem zu schade sein dafür.

Hilfe, bei jedem Wetter, böte etwa Engel Chamuel, der für die Kryonschule Schweiz in St. Gallen arbeitet und der verkündet:

Der Aufstieg ist nah. Nutze jede Gelegenheit und erhöhe deine Energien!

Praktisch, weil Sommerzeit immer auch Wanderzeit ist und die gewonnene Energie gleichzeitig für den Aufstieg zum Welschgätterli oder den aufs Guggershörnli (für Anfänger) genutzt werden kann.

Die Raftan-Aktivierung bringt dich sofort ohne lineare Zeitverschiebung in die nächsthöhere Schwingung und du erkennst, wer du wirklich bist.

Optimal, weil wir alle in der heissen Sommerzeit vermehrt zu erhöhtem Bier- und Weissweinkonsum, Tränensäcken und unschönen Hautrötungen neigen, was unter Umständen dazu führen kann, dass wir uns am Morgen nicht sofort erkennen, wenn wir in den Spiegel schauen. Aber auch wenn ohne lineare Zeitverschiebung der kosmische Jetlag wegfällt; ganz so einfach macht es uns auch Engel Chamuel nicht, das mit der Erleuchtung:

Nur ausgebildete Lichtarbeiter, die sich selbst in einer Schwingung von 999 befinden und ein Gelöbnis abgelegt haben, können diese Rituale durchführen. Sie werden alles Nötige mit dir besprechen. Du kannst auf ihre Wahrhaftigkeit vertrauen.

Das beruhigt, immerhin. Deshalb sollten wir uns auch nicht verzweifelt an weltliche Güter klammern und ruhig mal was investieren. Statt der günstigen Städtereise nach Barcelona, beispielsweise.


Es gilt folgender energetische Ausgleich, der an den Trainer zu entrichten ist:

1. Ritual: CHF 304.--
2. Ritual: CHF 695.--
Die Wertschätzung gegenüber dir selbst, dem Trainer und vor allem gegenüber der geistigen Welt ist sehr wichtig.

Sonntag, 11. Juni 2006

Frauen, avanti!

Schön ist sie geworden, die neue Denner-Filiale im Einkaufszentrum, schön rot, das wirkt dynamisch und das hat der grosse D im Windschatten der beiden orangen Giganten trotz Aktionspreisen mit Dumping-Verdacht wahrscheinlich nötig. Die Verkäuferin lacht freundlich, obschon sie bereits den zweiten Ladenumbau innert Jahresfrist hinter sich hat: vorher, als sie noch Pick-Pay-Angestellte war, wurden neue Kassenstellen montiert und der Laden in strahlendem Gelb gestrichen auf dass die Kunden noch mehr picken und vor allem payen mögen.
Jetzt sitzt sie halt schon wieder an einem anderen Ort und die zweite Kasse wurde unter der Denner-Aegide wieder demontiert. Das neue Kassen-Rollband läuft leider etwas ruckartig, ständig fallen Weinflaschen um. Wenigstens kippen aber fast keine Bierflaschen, da Denner den Gerstensaft hauptsächlich in Büchsen an den Mann bringt.
Langweiliger ist es halt ein bisschen, im Laden, weil sich die drei Teilzeit-Kolleginnen nach neuen beruflichen Herausforderungen umschauen mussten: jetzt stehen noch der Filialleiter, dessen Stellvertreter und eben die Verkäuferin an der Verkaufsfront. Immerhin ist dies eine hierarchische Rollenverteilung unter den Geschlechtern, die durchaus den helvetischen Normalzustand repräsentiert.
Der Lohn, das ist ja auch nicht mehr selbstverständlich, ist gleich geblieben, freut sich die Verkäuferin und stellt den Dole blanche (Deckeliverschluss) auf dem zum zweiten Mal wieder auf . Dazu gibts eine Woche Ferien mehr. Allerdings sei ihr ein Rätsel, wann die zusätzlichen freien Tage denn im straffen Stundenpensum von drei Personen in der Filiale überhaupt Platz finden sollen, sagt sie und tippt neue Tiefpreise in die neue Kasse. Denn wenn eine der drei Personen Urlaub macht oder Überstunden einzieht, müssen die beiden anderen ihn vertreten, was wiederum nicht ohne Überstunden gehen wird. Eine Katze, findet die Verkäuferin, die sich in den Schwanz beisst.
Immerhin darf sie noch aufs WC, wenn sie denn muss. Denn das ist, wie die Sonntagszeitung heute vermeldet, bei den Kolleginnen aus der Migros nicht mehr selbstverständlich. Dort schreiben neuerdings die McKinsey-Sparschweinchen vor, wann Kassenfrauen zu müssen haben. Liebe Frauen: Avanti!

Donnerstag, 8. Juni 2006

Das Tier und wir

Zecken entfernen

Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie so rasch wie möglich entfernt werden!

1. Zecken nicht quälen
(..)


zecke
(Anweisung auf einem Beipackzettel aus der Apotheke)


Ich bin ja auch kein Tierquäler. Aber – Zecken! Nicht, dass ich die ekligen Blutsauger zuerst mit einer Nadel in den Hintern piekse oder sie mit der Pinzette mal so ordentlich zusammenquetsche. Ich gestehe hiermit aber öffentlich, dass ich noch nie das leiseste Bedürfnis verspürt habe, eine Zecke nach erfolgreicher Entfernung aus zarter Menschenhaut wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Auf dass sich die Krabbelviecher erneut auf unbedeckten Knöcheln zur leckeren Blutmahlzeit niederlassen können. Oder stehe ich da völlig quer in der Landschaft und Zeckenschützen ist ein gesellschaftliches Must? Vielleicht gibt es schon Zecken-Care-Parties oder Sammelaktionen für unrechtmässig gequälte Zecken oder Werbeplakate "Auch ich will leben - danke! Deine Zecke" oder Blutspendetage für unsere anhänglichen sechsbeinigen Freunde. Ach, und ich weiss wieder mal von nichts. Typisch!

Mittwoch, 7. Juni 2006

echt wahr

Kleinstadt, Dienstag, nach Ladenschluss: Zwei grosse Jungs mit Baseballcaps und halb runtergerutschten Hip-Hopper-Hosen stecken in einer dunklen Ecke beim Bahnhof die Köpfe zusammen, schauen sich nervös um wie die Crack-Dealer am Bahnhof Zoo, etwas wechselt den Besitzer.
Aber: hey, keine Bullen. Kein schwarzer Afghane, keine rosa Pillen mit Smileys und kein Tütchen mit Schnee. Die Jungs tauschen Panini-Bilder.

Montag, 5. Juni 2006

Es ist Sommer...

..wenn der Nachbar mit dem Tank am Rücken durch den Garten schreitet und dem Unkraut rigoros mit einem hochgiftigen Sprühnebel den Garaus macht. Leider lässt sich der toxische Dunst durch einen Maschendrahtzaun nicht im mindesten aufhalten. Ade, zuckersüsse Erdbeeren.

Donnerstag, 1. Juni 2006

Arturo Bandi,äh, Panini

Jetzt schalten sich die Mamas ein: „Hast Du zufällig den Torhüter von Trinidad-Tobago?“, flötet die Mutter von Max am Telefon und ich kontere knallhart: getauscht wird nur gegen das Wappen von Japan oder Gilberto Martinez von Costa Rica. Yannick kommt nicht mehr alleine zum Spielen wie sonst jeden Donnerstag: seit kurzem kommt seine Mama mit und rudert schon an der Haustür mit den Armen: „Wir haben die verflixten Japaner endlich voll“, schreit sie begeistert und durchblättert nervös unsere doppelten Bildchen. „Bring bitte nichts durcheinander“, knurre ich mürrisch. Seit ich jeden Abend ordne und Listen abstreiche bis um Mitternacht, bekomme ich einfach zuwenig Schlaf. Frühmorgens hat mich zudem Cleos Mutter geweckt: sie ist besorgt, weil ihre Tochter bloss die gutaussehenden Fussballer ins Album klebt und die Hässlichen gnadenlos entsorgt.
Aber es gibt Schlimmeres: Leon, weiss die Mama von Cleo mir hinter vorgehaltener Hand zu berichten, hat schon das dritte Panini-Heft dreiviertel voll und die Nase langsam auch. Aber seine Mutter kennt keine Gnade und zerrt ihn an den schulfreien Nachmittagen von Tauschbörse zu Tauschbörse. Ich vermute sofort, dass es nicht an den Brasilianern, den Franzosen oder den Italienern liegen kann, die noch fehlen. Immerhin sind an den Panini-Börsen nicht nur sortierende Mütter anzutreffen, sondern auch charmante Väter, die dem einen oder anderen Tauschhandel nicht abgeneigt sind. Kinder dagegen hat es in letzter Zeit ausser Leon fast keine mehr dort.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Featuring:

Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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