was ich mag:
wenn doofe Vorurteile so richtig satt ad absurdum geführt werden und ein IT-Spezialist einem überaus höflich, in verständlichem Deutsch und sachbezogen erklärt, was eigentlich genau ein Router ist.
was ich nicht mag:
wenn blöde Vorurteile bestätigt werden und eine Claudia R. Ostermeier am Telefon dermassen exaltiert und schnippisch rumzickt, dass ich lachen muss und heimlich denke: "Aha. Eine Doppelbuchstabenschnepfe." Frauen tuns also auch.
chamäleon123 - 12. Dez, 16:10
Ach. Da geht man, durchaus frohen Mutes -weil: Ernst, der ist ja allen Ernstes offenbar für längere Zeit bei den Palmen geblieben, recht so, dort soll er auch schön bleiben - also frohgemut geht man seinen weihnachtlichen Einkäufen nach und denkt da plötzlich: "Ach! Zeit, mir auch wieder mal etwas Gutes zu tun." und man begibt sich wider jegliches besseres Wissen in die
Kosmetikabteilung.
Daselbst schrumpft das Wohlbehagen allerdings ganz gewaltig und man muss sich selber gehörig auf die Schulter klopfen, um tapfer ein winziges Tübchen zu erstehen.
"Ach", sagt da auch die dunkelbraun geschminkte und mit erschreckendem Augenmakeup versehene Kosmetikdame streng, und schaut einem gnadenlos auf die verstopften Kapillaren, die geplatzen Äderchen, die geschwollenen Augenlider, die strähnigen Haare, die Pickelchen, die sich unter diesem Blick sofort zu riesenhafter Grösse aufblähen und zu platzen drohen. "Nun", sagt die Hüterin der ewigen Jugend, die Bewahrerin der samtweichen Pfirsichhaut und überreicht mir ein winziges Testampüllchen, das ich ehrfürchtig entgegennehme: Augenfaltencreme.
"Sie werden überwältigt sein.", haucht die Göttin der raffinierten Täuschung verheissungsvoll. Um ein Haar hätte ich einen Knicks gemacht, ihr den katzengoldenen Ring geküsst.
Ich lächle aber bloss - huldvoll. Und zwinkere ihr, absolut symmetrisch gefältelt um die Augen, zum Abschied zu.

chamäleon123 - 7. Dez, 21:32
was ich nicht mag:
bräsige Winterfliegen, die jetzt, wo die Tage warm statt eisig kalt sind, aus irgendwelchen Ritzen hervorkriechen, in die sie sich zum Sterben verkrochen haben, um träge herumzukrabbeln.
was ich mag:
Tiki, mit Himbeergeschmack
chamäleon123 - 28. Nov, 21:36
Hokus - Pokus - Fidibus
ich kann alles
wenn ich muss.
stammt aus des kleinen Wolfes Bettlektüre: "Timmi und die Hexenschule." Er liest, fürwahr!
chamäleon123 - 27. Nov, 23:02
Schublade für Schublade des alten Schreibpults wird gnadenlos durchforstet. Beim letzten Umzug musste ja alles zackzack gehen. Die Arbeit gestaltet sich ausgesprochen archäologisch: alte Liebesbriefe (nein, nicht vom Liebsten..), Zeugnisse und Tagebücher, Kinderzeichnungen und namenlose Disketten. Man räumt sich sozusagen Schublade für Schublade durch die Vergangenheit. Und weiss jetzt, unter anderem, folgendes:
*ich muss die nächsten 18 Jahre keine Kugelschreiber mehr kaufen oder klauen
*mein Vorrat an Klarsichtmäppchen reicht sogar noch einige Jahre länger
*ich sollte auf der Stelle damit aufhören, interessante Artikel zu sammeln, um sie "später mal zu lesen"
*mein Bedarf an Notizbüchern in allen Farben und Formen ist für die kommenden 6 Jahre ebenfalls gedeckt. Leider.
*der Stapel an Liebesbriefen dagegen hat nicht signifikant zugenommen
chamäleon123 - 27. Nov, 11:02
chamäleon123 - 25. Nov, 21:27
Gleichermassen erstaunlich, wie den Inhalt nachweislich gelesener Bücher komplett zu vergessen, ist das: wenn man nämlich wieder einmal tanzen geht, nachdem der Vorbehalt gegenüber der horriblen Bezeichnung "Oldies-Disco" kichernd über Bord geschmissen worden ist, und dabei merkt: man kann sämtliche Liedtexte, die man als schwerpubertierende 15jährige zigarettenrauchend vor sich hin gesungen hat, noch immer auswendig. Wort für Wort.
Das kann mich nur wenig beruhigen - sagt man doch gemeinhin, dass im Alter das Langzeitgedächtnis zuletzt in Mitleidenschaft gezogen wird und vielleicht ziehe ich mich bereits milde lächelnd in juvenile Sphären zurück, unerreichbar für die Freuden und die Ärgernisse der Gegenwart.
Und es ist auch ein ganz kleines bisschen gespenstisch, zu zuckendem Rot- und Blaulicht Roadhouse Blues von den Doors zu singen oder TNT frei nach AC/DC. Bob Marley allerdings mag ich immer noch nicht so richtig, obwohl ich mit 15 immer so getan habe, als ob.
chamäleon123 - 25. Nov, 13:16
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht
wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,
das nur das schnelle Wenden voller Seiten
manchmal gewaltsam unterbricht.
Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss,
ob er es ist, der da mit seinem Schatten
getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,
was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis
er mühsam aufsah: alles auf sich hebend,
was unten in dem Buche sich verhielt,
mit Augen, welche statt zu nehmen, gebend,
anstiessen an die fertig-volle Welt:
wie stille Kinder, die allein gespielt,
auf einmal das Vorhandene erfahren:
doch seine Züge, die geordnet waren,
bleiben für immer umgestellt.
Rainer Maria Rilke
chamäleon123 - 24. Nov, 09:43
Heute habe ich beim Aufräumen ein kleines schwarzes Heft gefunden, in dem ich zahlreiche Buchkritiken notiert habe. Das muss zwar - da handschriftlich - schon eine ganze Weile her sein. Trotzdem hat es mich doch sehr befremdet, dass ich mich an kein einziges der offensichtlich gelesenen Bücher erinnere. Das lässt folgende Schlüsse zu:
- ich habe Alzheimer im Frühstadium
- die Bücher waren grottenschlecht
- ich brauche kein einziges Buch mehr zu kaufen, da ich in absehbarer Zeit jedes Einzelne, das sich bereits in meinem Besitz befindet, wieder und wieder mit stets neuem Genuss lesen kann
- das erklärt unter anderem, warum ich in letzter Zeit gewisse Titel gekauft habe und sie zuhause mit einem verstohlenen kleinen Erschrecken bereits im Regal vorgefunden habe (könnte aber auch 1. Alzheimer sein)
- das bestätigt das grausige Resultat eines Intelligenztests, den ich kürzlich heimlich in einem Elektronikdiscounter auf einem Gameboy gemacht habe, während Wolf und Bär sich Game-technisch auf den neusten Stand spielten: der Test attestierte mir das geistige Alter von 70 Jahren.
- das Heft gehört gar nicht mir. Wem dann?
chamäleon123 - 23. Nov, 21:15
Das gute alte Namedropping ist ja sowas von out. Nur ganz leicht durchschaubare sagen noch : " Martin sah ja gestern echt fertig aus. Er hat sich wieder über Heidis Eskapaden beklagt." Man fragt dann brav: "Welchen Martin meinst Du denn?", so dass das Gegenüber endlich sagen kann: "Ach weisst Du. Den Parteipräsidenten/Regierungsrat/Schauspieler/Bundesrichter. Wir kennen uns doch schon jaaaahrelang." Man staunt dann pflichtbewusst, sonst sind die Namedropper doch sehr frustriert.
Aber eben, das war gestern. Heute zählt Destinationdropping. Man befindet sich, zum Beispiel, als Gruppe auf einer Reise und redet, beispielsweise, übers Tauchen. "Och", sagt da die versierte Destinationdropperin, "hier hat es ja gar keine solchen Rotschwanzquastenflosser wie auf den Seychellen." Und jedesmal fragt jemand beeindruckt: "Oh! Auf den Seychellen warst Du auch schon?" Später, beim Abendessen sagt die Dropperin: "Diese Guacamole ist phantastisch. Fast wie in Honduras. Aber der chilenische Chiraz kommt einfach nicht an den australischen ran. Kein Wunder: wenn man im Westen von Down Under rumreist, spürt man ja sofort dieses ganz besondere Klima." Und wieder staunt jemand. Immer.
Die Destinationdropperin hat Trekking gemacht in Kuba und Riverrafting in Tibet. Sie wandert regelmässig in Irlands Süden und reist jedes Jahr nach Barcelona. Sie jettet mal kurz nach Manhattan und leistet sich einen Nachttauchgang in Sansibar. In den vergangenen sieben Jahren hat sie achtundzwanzig verschiedene Länder bereist, darunter auch die nördliche Mongolei und Papua-Neuguinea. Dagegen wäre ja rein gar nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Aber all diese Investitionen Destinationen nützen wenig, wenn niemand davon weiss. Deshalb: Nur wer droppt, toppt. Eben. Und: es gibt auch Destinationdropper. Erst kürzlich traf ich einen, beim Shoppen in Kuala Lumpur.
chamäleon123 - 23. Nov, 19:50
Zurückkommen und denken, dass von jetzt an alles oder zumindest das allermeiste ein kleines bisschen anders geht, dass man in fünf Tagen irgendwie geduldiger, sanfter, achtsamer geworden ist, ein anderer Mensch gleichsam.
Hält aber nicht sehr lange an. So drei bis vier Tage.
chamäleon123 - 22. Nov, 21:42