Sonntag, 9. September 2007

immer schön aufm Boden bleiben

Es war, wie gesagt, ein herrlicher Tag und die Luft war so frisch und leicht, dass es ein Vergnügen sein musste, darin zu fliegen. Und mit jeder neuen Schar Wildgänse, die vorüberflog, wurden die zahmen Gänse aufgeregter. Ein paarmal schlugen sie mit den Flügeln, als hätten sie grosse Lust, mitzufliegen. Aber jedes Mal sagte eine alte Gänsemutter: "Seid nicht verrückt, Kinder, das hiesse so viel wie hungern und frieren."
Bei einem jungen Gänserich hatten die Zurufe ein wahres Reisefieber geweckt. "Wenn noch eine Schar kommt, fliege ich mit!", rief er.
Jetzt kam eine neue Schar und rief wie die anderen. Da schrie der junge Gänserich: "Wartet, wartet, ich komme mit!" Aber er war des Fliegens so ungewohnt, dass er wieder auf den Boden zurückfiel.


Selma Lagerlöf: Nils Holgerssons schönste Abenteuer mit den Wildgänsen

Mittwoch, 5. September 2007

...

Im Alltag herumwaten, wie in Brackwasser. Wollte man klare Verhältnisse, würde es aber nicht reichen, einfach mal eine Zeit lang keinen Schlamm mehr aufzuwirbeln.

dachts ichs mir doch.

Endlich habe auch ich mein wohlverdientes Syndrom gefunden:

Prokrastination

Und was diagnostiziert mir da Frau Dr. Wikipedia: Weitere Erklärungsmöglichkeiten (für das Syndrom) liefern noch die PSI-Theorie (Kuhl) oder das Vorhandensein von ADS/ADHS.

Montag, 3. September 2007

morgenstund tut wahrheit kund

Da will man Nägel mit Köpfen machen (was sind Nägel mit Köpfen? fragt der kleine Wolf frühmorgens schon, was den Grad meiner Entschlossenheit und auch jenen meiner Verwirrtheit versinnnbildlichen dürfte: ICH SAG SOLCHE SÄTZE ZU MEINEN KINDERN!), jedenfalls: da will man mal durchgreifen, entschlossen, nach 2 Jahren den-Wolf-aus-dem-Bett-locken am Morgen, mit 716386fachen Ermahnungen, Belohnungsstrategien, Beschwörungen oder idiotischen Drohungen (die ganze Woche keine Glotze, ich schwörs!) und man lässt den Wolf halt zu spät kommen, wie man das in den Erziehungsbüchern so liest. Ihr Kind muss spüren, dass Sie es ernst meinen, es soll die Konsequenzen seines Handelns erfahren.
Ja. Man schreibt einen Brief an die Lehrerin und erklärt die Sachlage. Und man begibt sich um 12 vor das Klassenzimmer, um den etwas strengen und humorlosen Eindruck, den so ein Brief vermitteln könnte, abzuschwächen.
Die Lehrkraft sieht einem streng an. Sagt: Ich werde ihn fortan belohnen, wenn er rechtzeitig kommt. Und meint möglicherweise: Darauf hätten Sie ja wohl schon lange kommen können. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mir einen artigen Knicks verkneifen.
Ich habs wohl nicht so mit den Lehrkräften.

toleranzaffentanz

Flucht aus dem Alltag.
Stille am See.
Nebelschwaden.
Zeit für Gedanken.
Bis

der Nachbar auf dem Campingplatz seine Tai-Chi-Übungen beendet hat und brummend mit der Rasur seines Schädels beginnt. Das ist skurril genug, um erheiternd auf das morgenmüde Gemüt zu wirken. Aber dann setzt sich der Nachbar zum Frühstück an den See - nicht ohne zuvor die Türen seines in meditativ harmonischen Farbtönen gehaltenen Camperbusses sperrangelweit aufzumachen und die sich drinnen befindliche Musikanlage ebenso sperrangelweit aufzudrehen. Laut tönen dröhnen Vivaldi, Sinead Ò´Connor und R.E.M. durch die Stille.

So. Die Stille ist weg und die Frage taucht nebelverhangen am Horizont auf:
-soll man da milde lächelnd Toleranz demonstrieren?
-soll man ihn freundlich und geduldig auf technische Segungen der Neuzeit wie iPod und/oder Kopfhörer aufmerksam machen?
-soll man filmreif ausrasten, an ihm den ganzen Frust der vergangenen 3 Wochen auslassen und seine sorgsam gesampelte Beeindruck-Mix-CD hektisch aus dem AutoCDgerät rausdrücken und in hohem Bogen in den See..?

Nichts da. Natürlich demonstriert man, leise vor sich hinzeternd, Pseudotoleranz. Man will ja nicht uncool sein. Oder noch peinlicher für Wolf und Bär.
So hört man halt unfreiwillig wieder mal Vivaldi und Irish-Folk. Und bemüht sich, positiv zu denken. Gottseidank aber, denkt man heimlich, und malt sich die Ausrast-Szene mitsamt kreischendem Soundtrack genüsslich aus - schliesslich hat man am See Zeit für solche unnützen Gedankeneskapaden - gottseidank war der Nachbar kein Fan von lustiger Polkamusik. Oder Techno. Oder Kuschelrock Vol. VIII

Mittwoch, 29. August 2007

zackdröhnbumm bummzackdröhn

Wenn dumpfe Vibrationen die Fensterscheiben des alten Hauses zum Erzittern bringen und der bröckelnde Kitt ein grauweisses Bild des langsamen Zerfalls auf die Fenstersimse zeichnet, wenn die Stufen der knarzenden Holztreppen in rythmischen Takt leise knarren, als ob ein Unsichtbarer auf ihnen hektisch auf und ab spränge, wenn die Bilder an den Wänden leise vibrieren und wenn es scheint, als riesele bereits Gips aus den Rändern der Lampenaufhängung auf den Esstisch und die Lampe drohe jeden Moment in die Pastaschüssel zu stürzen, dann wünschte ich, Wolf und Bär würden Blockflöte üben. Statt Schlagzeug.
NewDrums2006b

Sonntag, 26. August 2007

Zum Schluss noch dies

O Herr, du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht ständig weiterzugeben - aber du verstehst, Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir Leidensberichte anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.
Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Heiliger sein - mit ihnen lebt es sich so schwer - aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken und verleihe mir, o Herr, die schöne Gabe, es ihnen auch zu sagen.

Teresa von Avila (1515 – 1582)

Sonntag, 19. August 2007

ach ja

Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich -
aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln
und das Leben geht weiter,
als wäre man nie dabei gewesen.


Ödön von Horvath: Kasimir und Karoline

Samstag, 18. August 2007

Konventionsgrössen

Nie will ich diese verdammten Konventionen, murrte ich, sehr viele Jahre ist es her und dieselben Pubertätshormone, die mich zum mitsingen seltsamer Lieder veranlassten, gaukelten mir die Fähigkeit vor, mein Leben im Gegensatz zu dem meiner Eltern völlig unabhängig von der Meinung anderer, in absoluter Freiheit und eben, ohne Rücksicht auf Konventionen leben zu können. (Das ist wohl ein sehr langer Satz, aber manchmal muss das eben sein und Sie können sich ja auch mal ein wenig durchbeissen, in so einem Text.)
Und heute sage ich resigniert zum Liebsten Sachen wie diese: "Die müssen wir halt jetzt einfach mal einladen, das ist eben so weil die haben uns auch, und die erwarten das jetzt. Gestern war sie schon wieder ganz zickig und mir stinkt das und warum sagst Du denn nichts?"
"Ok", sagt der Liebste und natürlich ist das genau das falsche, denn ich will nichts weniger als die an unserem Tisch sitzen zu haben und drei Stunden über Dinge zu reden, die einem überhaupt nicht interessieren, so Höflichkeitsscheiss, bloss um nett zu wirken. Aber die sind dann zufrieden, denkt man, und man hat wieder Ruhe. Nein. Am Schluss des Abends laden sie einem zu einem Fondueabend ein, weil es so nett war und was macht man dann? Es hört nie auf, das mit den Konventionen, wenn man einmal damit angefangen hat. Und dann erst noch Fondue.

Freitag, 17. August 2007

denn sie wussten nicht, was sie sangen

War es Ironie? Oder einfach Rock´n´Roll & Pubertätshormone?


Oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi, oi

See me ride out of the sunset
On your colour TV screen
Out for all that I can get
If you know what I mean
Women to the left of me
And women to the right
Ain't got no gun
Ain't got no knife
But don't you start no fight
CHORUS:
'Cause I'm T.N.T. I'm dynamite
T.N.T. and I'll win the fight
T.N.T. I'm a power load
T.N.T. watch me explode

I'm dirty, mean and mighty unclean
I'm a wanted man
Public enemy number one
Understand
So lock up your daughter
Lock up your wife
Lock up your back door
And run for your life
The man is back in town
Don't you mess me 'round

CHORUS
T.N.T. Oi, oi, oi
T.N.T. Oi, oi, oi
T.N.T. Oi, oi, oi
T.N.T. Oi, oi, oi
T.N.T. Oi
I'm dynamite (oi, oi)
T.N.T. Oi,
And I'll win the fight,
T.N.T.
I'm a power load
T.N.T.
Watch me explode!

hausfrauenimperatoren

"entkalke endlich mal den Capuccinoansaugstutzen wie es sich gehört", blinkte es heute rot auf schwarz auf dem Display der Kaffeemaschine, dort wo sonst immer fantasielos steht "Reinigung starten". Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen und wagte kaum, die Kaffeebezugstaste zu drücken, als am Backofen eine grüne Schrift sichtbar wurde: "ich bin völlig verdreckt, Sie liederliche Person." Immerhin siezt er mich, dachte ich, obwohl ich sonst wenig Wert auf solche Förmlichkeiten lege.
Trotzdem beschloss ich, heute ohne Kaffee und Frischbackvollkornbrötchen durch den Tag zu gehen und vorsichtshalber auch nicht ins Büro, denn einer Moralpredigt meines PCs wollte ich auf jeden Fall entgehen. Aber schon im Schlafzimmer signalisierte der Radiowecker des Liebsten "Hemden. Bügeln." (es ist ein älteres Weckermodell und mit der modernen Rollenverteilung auf Kriegsfuss). Das erst kürzlich gekaufte Bügeleisen blinkte aber frech "nur Ordnungsfanatikerinnen bügeln ", was mich überraschte, denn ich hätte ihm solch selbstironische Sprachgewandtheit nicht zugetraut. Unverschämt war es trotzdem und ich zog ihm den Stecker raus. Das Schriftfeld des Staubsaugers leuchete gelb, wahrscheinlich ein Schaltfehler, dachte ich noch, als er mich auch schon flackernd aufforderte, ihm endlich einmal zuzuhören, denn er sei gar nicht so ein verstaubter Typ wie alle dächten und überhaupt sei er jetzt mal an der Reihe, seine Meinung zu sagen und zwar volles Rohr, man könne nicht sein Leben lang alles einfach schlucken - das alles schrieb er in atemberaubender Geschwindigkeit, zum Glück aber kann ich sehr schnell lesen und ich tätschelte ihn tröstend. "Ich verstehe Dich", sagte ich mitfühlend, aber er blinkte bloss ein Fragezeichen und ich liess ihn stehen.
Die elektrische Zahnbürste flirrte - ich sah es schon um die Ecke im Badezimmerspiegel - bedrohlich "ich polier dir die fresse!" und auf dieses Niveau wollte ich mich nicht herablassen (und erst noch in manierierter Kleinschrift). Das Handy beachtete ich ebenfalls nicht, als es hektisch schrieb "nimm ab nimm ab", denn mein Gewicht geht nun wirklich niemanden etwas an ausser mich (und vielleicht ein bisschen den Liebsten) . Deshalb liess ich auch die Waage gleich links liegen und schlich wieder in die Küche, um der Kaffemaschine zu zeigen, wer hier die Herrin im Haushalt ist. "Entkalken" stand da einsilbig, umrahmt von blitzendem Chrom und plötzlich wusste ich: die meint mich.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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