Montag, 12. Mai 2008

...

"Ach",, sage ich während dem Peperoniwürfelschneiden zum Bären, der am Tisch einen Viertelliter Schoggimilch (eine sehr alte Familientradition) zubereitet, "das ist doch kein Problem für Dich. Eine challenge eben." .
"Was ist eine challenge?", fragt der Bär.
"Eine Herausforderung", sage ich.
"Solche Wörter", sagt der Bär, "sollten ältere Leute den Jüngeren überlassen.

Tortendiktator

Ich und der Muttertag , wir beide haben ein sehr gespanntes Verhältnis. Ich finde ihn, grundsätzlich und Jahr für Jahr mehr, aufdringlich, seltsam und verklebt von jener zuckersüssen, unnachgiebigen Klebrigkeit, die es aus zu lange stehengelassenem schlechtem Gewissen, ranzigen Schuldgefühlen und einer ewigen Dankbarkeit mit der Zeit gibt.
So richtig verkracht habe ich mich aber mit dem Muttertag, als ich, ganz früher einmal, in einem kleinen Café als Serviertochter arbeitete, um mir ein Motorrad samt Helm und klobigen Stiefeln und Ferien in Firenze und Griechenland zu verdienen. Es war ein adrettes kleines Café, mit einem Flipperkasten für die jungen und einer Tortenvitrine für die alten Gäste. Die mittleren Gäste assen Eisbecher und tranken mit langen, vielfach gewundenen Röhrchen Cremiges aus bunten Gläsern. Es waren eben die Achzigerjahre.
Und am Muttertag kamen die Söhne, mit ihren Müttern am Arm, denn damals hatten noch nicht alle betagten Leute jene kleinen Rollwägelchen, auf die man sich stützen kann und die Töchter gingen wahrscheinlich anderswohin mit ihren Müttern oder luden sie zu sich nach Hause ein. Die Söhne aber kamen ins Café, lächelten ein caramelisiertes Dauerlächeln, samt und sonders, setzten ihre Mütter auf die gepolsterten Stühle und bestellten einen Espresso und die Coupekarte, denn damals gab es noch keine Lattemacchiato und Lattedoppio und Frappuccino und solches Zeug. Espresso war cool und die Mutter musste sich einen Coupe Danmark oder einen Romanoff mit Erdbeeren gönnen, denn die Söhne wollten sich nicht lumpen lassen, am Muttertag.
Einer dieser Söhne, ich habe ihn scharf beobachtet weil er ganz besonders grimmig dreinschaute wenn seine Mutter einmal nicht in seine Richtung schaute und am liebsten hätte ich ihm heissen Schwarztee über die Bundfaltenhosen gegossen, einer dieser Söhne verteidigte sein Muttertagsrecht auf stückchenweisen Ablass der ewigen Dankbarkeit mit Klauen und Zähnen und als seine Mutter auch nach mehrmaliger Aufforderung partout keine Torte aussuchen wollte und keine Glacékreation, verging ihm das bereits sehr schmallippige Lächeln vollends und er herrschte die betagte Mutter unbeherrscht an. Du bestellt jetzt so eine Torte, himmelherrgottnochmal., zischte der Sohn entnervt und die Mutter zuckte zusammen und deutete auf ein Stück Quarktorte, in dem sie später lustlos herumstocherte. Der Sohn schwieg. Die Mutter auch.
Und Trinkgeld gab er auch keins, der Tortendiktator.

Freitag, 9. Mai 2008

8x8

Der Wolf war unlängst in Partylaune. Dem Chamäleon kamen deshalb die ureigenen Fähigkeiten zum blitzartigen Farbwechsel ungemein zupass: zuvorkommende Cateringfachfrau, Erste-Hilfe-Sanitäterin, Eventmanagerin und Psychologin. Unter den Gästen waren:

die Sportskanone: Kaum sieht er einen Ball und zwei Tore, ist es um ihn geschehen. Er dribbelt und zielt, er schiesst und jubelt. Wenns geht, dreieinhalb Stunden lang. Die Sportskanone ist deshalb ein sehr angenehmer Gast, bei dem man lediglich auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gelegentliche Kalorienaufstockung bedacht sein muss: er amüsiert sich prächtig, ist bester Laune, wenn er das Fest wieder verlässt (765 Tore) und empfiehlt den Gastgeber wärmstens weiter (gutes Terrain).

der Klugscheisser: Er spielt nie Fussball (zu primitiv, zu wild) und steht, wenn es denn sein muss, drei Stunden lang am Spielfeldrand. Seine absolute Unkenntnis jeglicher Spielregeln hindert ihn allerdings nicht daran, jeden Ballkontakt lautstark und kopfschüttelnd zu kommentieren. Er merkt nicht, wie sehr er damit allen auf die Nerven geht. Ist eine erwachsene Person in Sichtweite, heftet sich der Klugscheisser unverzüglich an deren Fersen. Er berichtet, ebenso lautstark, vom letzten Besuch des Klee-Museums mit Onkel Benjamin und über die berufliche Position seines Vaters, der Fussball blöd findet und Schach viel cooler.

der Rüpel: Man kann sicher sein: der Rüpel macht anderswo fast alles, was er zuhause nie tun würde. Er rülpst bei Tisch, schreit nach mehr Orangina und zieht eine Schnute, wenn er den selbstgebackenen Kuchen sieht. Er furzt, ohne zu erröten und sagt alle schmutzigen Wörter, die er kennt. Er verhöhnt den Klugscheisser, weil er nicht fussballspielen will und macht sich über die Sportskanone lustig, wenn der seinen Becher umkippt. Der Rüpel brüllt mitten in jedem Spiel, dass ihm schon wieder langweilig sei und reisst sich alle Tischbombensachen unter den Nagel.

der Schüchterne: gerne wäre er manchmal auch ein Rüpel, aber er ist eben ein lieber Junge. Er mag den Kuchen auch nicht, aber er getraut sich nicht, etwas zu sagen. Später wird ihm schlecht und er kann bei drei Spielen nicht mitmachen. Beim vierten finden ihn die anderen doof, weil er so ein Weichei war. Dann muss er meistens weinen. Wenn der Rüpel mit anderen Rüpeln Schimpfworte austauscht, passt der Schüchterne aber ganz genau auf.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Soooooo schöööön und laaaaaut

Das würde ich gerne Herrn Bolliger von der Migros fragen, träfe ich ihn einmal an einem Apéro oder einem VIP-Bankett: Wer wählt eigentlich die Musik aus, die einem als Kundin in die Ohren schallt, wenn man arglos bei den Tomaten steht oder angestrengt die mikroskopisch kleine die Inhaltsangabe auf einer Waschmittelpackung zu entziffern versucht?
Es gäbe ja sicherlich Tonkonserven, die dezent und säuselnd für jenes Wohlbehagen sorgen würden, das den Kunden zum euphorischen Kauf von noch mehr Aktions-Duschmittel oder WM-Fanartikeln verleiten soll. In der Filiale unserer Stadt dagegen schallen Schlager in einer derart ohrenbetäubenden Penetranz zwischen den Gestellen hindurch, dass ich bereits den Kauf von Ohrstöpseln (Aktion!) in Erwägung gezogen habe. "Koooom zurück zuuuu miiir" dröhnt es bei den Gurken, kaum bin ich beim Fleisch jammert es tremulierend "geeeeeh nicht, mein Schatz".
Ja was denn jetzt? "Versüsse Dir Dein Leeeeeeben mit mir!" lockt mich der Schlagerbarde zu den Pralines, um mir dort auf der Stelle einen allfälligen Genuss zu vergällen: "Ich halte Deine schlanke Taiiiiiille", heult er, der weinerliche Jammerlappen. Und so geht es weiter und ich werde immer wütender darüber, dass ich niemals zu den wirklich wichtigen Apéros oder Banketten eingeladen werde und somit bis ans Ende meines Kundinnen-Lebens der Schlagerbeschallung ausgesetzt sein werde. Oder hat das etwas System, vielleicht als Fördermassnahme für den serbelnden Hauslieferdienst "Le Shop"? "Du bist die Sooooone meines Lebens!" stöhnt es jetzt flächendeckend aus den Lautsprechern. Ach ja: Sonnencreme. Vielleicht ist Aktion.

Mittwoch, 30. April 2008

Müllerwagen

playmo
Kindergartenknirps, mich beim an-die-Strasse-Stellen des Abfallsacks beobachtend: "Der Müller war schon da. Im Fall."

Dienstag, 29. April 2008

simultan spontan

Was ich auch nicht verstehe, echt, ist die Sache mit dem Spontansein. Ich bin sowas von unspontan, ich werde nicht gerne überrascht und ich mag es nicht, wenn am Sonntag um ein Uhr nachmittags spontan mal Leute vorbeikommen und fröhlich "Hallo" rufen im Korridor. Ich werde auch nicht gerne eingeladen, ganz spontan und wer jetzt von mir denkt, ich sei eine ganz und gar seltsame Zeitgenossin, so ist mir das ehrlich gesagt, ganz gleich: man kennt mich ja nicht, hier.
Jedenfalls: das mit dem Spontansein ist mir ein Rätsel. Denn tagaus tagein verlangt mir das Leben mit einem Wolf und einem Bären, einem Liebsten und einem Ernst, einem alten Haus und einem wilden Garten und dazu zwei Arbeiten vor allem eines ab: akribische Planung der gegebenen und umsichtige Vorausplanung der allfällig möglichen und vielleicht eintreffenden Vorfälle. Ich muss alles und jedes in Betracht ziehen, muss blitzschnell umdisponieren, wenn die Musikstunde des Wolfes ausfällt oder der Bär von der Schule heimkommt und sagt, er brauche jetzt sofort 23 leere Joghurtbecher und ein weisses T-Shirt in Grösse 164 und ich eigentlich unbedingt und auf Biegen und Brechen in der nächsten halben Stunde ein ansehnliches Stück Arbeit 2 beendet haben muss. Da ist nämlich auch niemand spontan, auf der Chefetage, und sagt milde: Och, halb so wild. Hetz Dich mal nicht so ungesund ab und lass Dir Zeit. Nein.
Trotzdem gilt Spontansein als eine grosse Tugend und man erntet nichts als Anerkennung, wenn man alles sofort beiseitewerfen kann, was man gerade in Händen hält (Kochkelle, Buch, Aktentasche, das Brett, das man normalerweise vor dem Kopf trägt) und spontan auf ein Gläschen in die Kulturbar kommt oder zum Tanzen oder eben als Gastgeberin spontan die Torte aus dem Kühlschrank holt und gutgelaunt auf den Tisch zaubert. Denn man soll ja nicht nur spontan, sondern auch fröhlich und aufgestellt sein, dankbar gar, wenn man mit Aktivitätsvorschlägen hinterrücks überrumpelt wird.
Ach. Uebrigens - hat nicht jemand Lust auf ein Gläschen, so ganz spontan?

Samstag, 26. April 2008

Leistungsnoten

Es ist ja manchmal auch so, dass man von seiner Tätigkeit als Wolf- und Bärenmutter ganz einfach nichts erzählen könnte, was sich nicht irgendwie belanglos und banal anhören würde. Das heisst nicht, dass es das auch wäre. Wirklich, ganz im Gegenteil. Aber wie erklärt man jemandem, der einen nach der durchaus ernstgemeinten Begrüssungsumarmung die ebenso gemeinte Frage stellt: Und? Was hast Du so gemacht? Darauf gibt es, genauso wie auf die ähnlich ertwartungsvolle Frage: Und? Wie geht es Dir? eigentlich nur eine mögliche Art von Antwort: man sagt zu einen Frage: Gut. Und Dir? Und zückt als Replik auf die andere Frage raschmöglichst die bedeutendsten Ereignisse der letzten Tage, Wochen oder Monate um blitzschnell Bilanz zu ziehen: Mit Regierungsrat M. geplaudert. An der Sitzung Traktandum X durchgeboxt. Für Arbeit 2 mindestens 4 ziemlich interessanten oder sehr wichtigen Personen begegnet, falls möglich am besten Promis. Kurse absolviert. Weiterbildungen eingefädelt. Prüfungen bestanden. Kurz: was einem im Leben halt so weiterbringt.
Aber als Momentanverweigererin ist das gar nicht so einfach. Sich mühevoll Ernst vom Hals haltend und sich angestrengt an eine Art Zen-Punkt des Alltags heranpirschend, fallen Kurse und Promis eben zwischen Stuhl und Bank. Man ahnt, dass suchen nicht unbedingt eine aktive Tätigkeit sein muss. Und lächelt ratlos auf die Gretchenfrage der Vorwärtsstrebenden. Weil: gemacht, so richtig, hat man ja eigentlich nichts. Die Ungeduld gezähmt im Allltag mit Wolf und Bär. Die Hektik im Zaum gehalten beim Switchen zwischen Arbeit 1 (Kind & Kegel) und Arbeit 2 (Schreibtisch & Intrigen). Ernst die Tür gewiesen. Sport getrieben, regelmässig und begeistert. Der Grossmutter zugehört und auf den Horizont gestarrt, frohgemut. Eine Leistung ist das alles, sakrament, aber: wem erzähl ich das? Und vor allem: wie?

Dienstag, 22. April 2008

Gesundheitswesen, das kranke

Chamäleon (zu Kind mit Krücken, an einem Schulanlass): Oh! Was hast Du denn?
Mutter des Kindes: Vor einer Woche hat er sich im Sport verletzt. Seitdem hinkt er. Wir waren schon bei drei Ärzten. Sie wissen es nicht! Sie finden es nicht raus! Ist das nicht unglaublich?
Chamäleon: Vielleicht verstauch..
Mutter: ...also ich finde das die Höhe! (laut) Sagen die einfach zu mir Wir können es nicht genau sagen! Die Ärzte!
Chamäleon: Oh. Vielleicht nur ein verknackster Knö...
Mutter: Aber denen hab ichs gesagt! Jetzt wollen wir in die Röhre, hab ich gesagt. Nächste Woche können wir gehen. In die Röhre. Dann wissen wir endlich, was Sache ist!
Chamäleon: Vielleicht etwas essigsaure Ton...
Mutter: Ist doch die Höhe, sowas.
Kind: (..)
Chamäleon: (..)

Freitag, 18. April 2008

Heimtückische Bücherwürmer

Ich erwäge den Versand einer - sehr polemischen - Anfrage an die Hasbro Deutschland GmbH. Nein, es hat nichts mit sauteuren Panini-Bildchen zu tun. Sondern mit dem lieblichen Sammelkartenabenteuer "Magic", mit dem sich Wolf und Bär auf Anregung von Schul- und anderen Leidensgenossen derzeit beschäftigen. Den "Wizards of the Coast Customer Service" wollte ich nur mal fragen, was uns denn noch so erwartet, im Bereich der "Magic"-Kartenfiguren. Die da derzeit wären, unter anderem:
  • Feiger Ghul, aschfahler Ghoul oder der Tote aus Balduvia
  • Grinsender Knorpelfresser
  • Maul der Leere
  • Orkheiler und Blutmaler-Ork
  • Sek`Kuar der Todesbewahrer
  • Scharzer Ritus und Grimmige Ernte
  • Krovikanische Fäule
  • Todesfunke und Seelenfeuer
  • Herz aus kaltem Stahl
  • Schädelkatapult
Besonders gefährlich: die Heimtückischen Bücherwürmer.
Die Regeln dagegen sind rasch verinnerlicht: Für einen Totenbeschwörer etwa ist der Tod der interessanteste Teil des Lebens - vor allem im Kartendeck "Jenseits des Grabes". Mit dem Tod wachsen die dunklen Kräfte und das ist megatoll, denn je mehr Leichen man produziert, desto mehr Futter gibts für die Zombies. Aber keine Panik: die Leichen werden später noch gebraucht, unter anderem für den 3/1 Leichenspielstein. Besonders gut ist es, wenn bestimmte Kreaturen sterben, etwa die Heimtückischen Bücherwürmer.
Unerlässlich für einen spannenden Spielverlauf und nahezu endlose Albtraumvariationen sind gewisse Hintergrundinfos, etwa dass Sek`Kuar vor Jahren lediglich ein einfacher Orkschamane war. Nach einer kargen Mahlzeit aus Mark und Würmern verfiel er in eine tiefe Trance und erlangte später neue Kräfte. Leider raubten ihm diese aber einen grossen Teil seines Verstandes.
Das Spiel heisst, sinnigerweise, "Kälteeinbruch".


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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