aaaargh!
Haarscharf am nachweihnachtlichen Haushaltsunfall vorbeigeschrammt: Um ein Haar wäre ich soeben beim rituellen Abernten des Weihnachtsbaumes übel auf den Steinboden gestürzt. Ich bin ausgerutscht - auf Engelshaar.
chamäleon123 - 7. Jan, 14:32
Ein kurzer Moment verärgerter Belustigung, wenn Menschen, mit denen man höchst unerfreuliche Gespräche über Fremdenfeindlichkeit führt, falls man denn dieses Thema nicht sorgfältig vermeidet, über den Freund der Tochter berichten: Er ist ein Netter. Aber er ist Moslem.
chamäleon123 - 21. Dez, 13:21
chamäleon: Guten Tag. Auf unserem Konto ist eine falsche Buchung von 86 Franken.
Bankfrau: Ach? Sie meinen eine fehlerhafte LSV?
chamäleon: Und sie meinen damit: ein Lastschriftverfahren?
Bankfrau: Jaaa, ganz genau! Das ist richtig! LSV heisst Lastschriftverfahren.
chamäleon: Also. Ich möchte ein fehlerhaftes Lastschriftverfahren melden.
Bankfrau: Ja, da sind wir ganz und gar unschuldig. LSV`s werden von uns nicht verbucht.
chamäleon: Aber...
Bankfrau: Sie müssen das demjenigen melden, der ihnen das belastet hat. Wir können da gar nichts tun.
chamäleon: Aber...
Bankfrau: LSV`s werden über gaanz grosse Bänder abgewickelt, wissen Sie. Zentral. Wir sind da gar nicht involviert, bei den LSV`s.
chamäleon: Aber...
Bankfrau: Ich kann Ihnen das gerne nochmals erklären, wissen Sie. Das mit den LSV`s.
chamäleon: (schlägt den Kopf auf die Küchenabdeckung aus steinhartem Stein. Murmelt nur noch.) Aber...
Bankfrau: Hallo? Sie?
chamäleon: (summt leise ein Weihnachtslied, zerreisst das fehlerhafte Lastschriftverfahrensformular in kleine Stückchen, wirft sich diese über den Kopf, als wäre es Schnee, kichert irre.)
Bankfrau: Aber...
chamäleon123 - 4. Dez, 17:22
Fast komme ich derzeit nicht zum Arbeiten. Ich bin nämlich einer offensichtlich von langer Hand eingefädelten Verschwörung auf der Spur und die Detektivarbeit frisst all meine Zeit. Ich liege tagsüber im Keller und in der Küche auf der Lauer, reisse ruckartig die Motorhaube unseres Autos auf, kaum hat der Liebste es vor dem Haus parkiert und lausche argwöhnisch dem Grummeln des Ölbrenners. Denn die Hinweise sind deutlich und der Verdacht erhärtet sich zunehmend: sämtliche technischen Gerätschaften in unserem Haushalt haben sich zu einer unerbittlichen Phalanx gegen uns vereinigt. Ihr Ziel: uns durch simple Disfunktion kirre zu machen und letzlich aus dem Haus zu treiben. Denn sie wollen nur eines: die Herrschaft übernehmen und brummend und knatternd über uns triumphieren.
Alles fing im letzten Jahr mit der Waschmaschine an. Perfiderweise wenige Tage vor Weihnachten gab sie seufzend ihren Geist auf und verweigerte jegliche Säuberungsdienste. Wenige Wochen später trat der Computer mit einem explosionsartigen dumpfen Knall in den Dauerstreik. Der Kühlschrank sirrte zwar hysterisch – aber der Ofen war schneller: mit nervtötendem Piepsen zeigte er an „Alarm 11 – Notfall“. Es war ein Heizteil, das von einem irre kichernden Techniker flugs ausgewechselt wurde. Warum er so blöd lachte während der Arbeit, ging mir erst beim Anblick der Rechnung auf.
Der Ölbrenner überraschte uns aus dem Hinterhalt. Er war zwar nicht kaputt, aber seine Abgaswerte spotteten jeder Messung und veranlassten den Kaminfeger zu einer umwelttechnischen Strafpredigt. Wir gelobten zerknirscht den Kauf einer neuen Heizung innerhalb der nächsten 10 Jahre. Die Geschirrspülmaschine begnügte sich bisher mit einem Guerillakrieg und unsere Kampfmoral litt tatsächlich etwas, als alles Besteck plötzlich aus grossen Löchern im Besteckkorb unten wieder rausfiel und die Flüssigkristallanzeige nur noch I – O -_+:__IL meldete statt „Trocknen“ oder „Salz nachfüllen“. Auch hier war guter Rat teuer. Und es ging weiter: Taschenrechner verweigerten über Nacht die Additionsdienste, der Akku des treuen Handys bockte und aus dem Tiefkühler tropfte seitlich eine burgunderrote Brühe raus. Erst als aber der Automechaniker beim Wechseln der Winterpneus einen Bremstest machte und Löcher in den Bremsscheiben entdeckte, wurde uns so richtig angst und bange: wir rafften das Nötigste zusammen und ergriffen die Flucht. Seither wohnen wir in unserem Zelt im Wald, wärmen uns am Feuer und waschen Geschirr und Kleider im Bach. Vor einigen Tagen allerdings machte plötzlich unser Wecker sehr seltsame Geräusche...
chamäleon123 - 20. Nov, 21:29
*...und wenn ich noch an einem einzigen Vortrag oder einer Impulstagung oder einem Seminar oder einem Referat das Märchen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf anzuhören gezwungen werde, dann werde ich, ich schwöre es, aufstehen und laut rufen: „Und es bewegt sich doch nichts!“, denn manchmal komme ich mir sowieso schon vor wie Galileo vor dem Inquisitionsgericht, nur dass ich keine geniale Naturwissenschafterin bin, das nicht.
Aber wie ein Mantra höre ich, seit ich mit Wolf und Bär durchs Leben gehe, die Mär von der Frau, die sich im Beruf verwirklichen möchte, der es langweilig und öd wäre, so als Hausfrau und Mutter und die ein Bein im Job halten möchte, für alle Fälle. Mir ist eher, als hätte ich einen Fuss in einer eisernen Schnappfalle und sehr häufig denke ich am Sonntagabend verzweifelt an die drohende Woche und dass ich mir das Ganze überhaupt nicht so vorgestellt habe. Für das, was mir am allerwichtigsten ist – nämlich für den Wolf und den Bären - habe ich immerzu zu wenig Zeit weil ich diese mit einer jämmerlich gewordenen Arbeit vergeuden muss. Seit Jahren bin ich dort die Teilzeitquotenfrau und weil dieses Gefühl mein berufliches Selbstbewusstsein etwa so aussehen lässt wie einen von einem Biber abgenagter Baumstamm verbringe ich überdies viel Zeit damit, mich nach Arbeitseinsätzen wieder aufzupäppeln und mit kleinen, ermutigenden Peitschenknallern zurück in den Alltag zu treiben.
Natürlich merken Wolf und Bär, dass die Arbeit aus mir mitnichten eine ausgeglichene, sondern im Gegenteil eine hochgradig gestresste Mutter macht und reagieren ihrerseits mit wütendem Raubtierknurren. Was mir wiederum ab und zu das Zusammensein mit ihnen ein wenig vergällt, vor allem wenn einem schon vor langer Zeit der Humor fast gänzlich abhanden gekommen ist.
Die zur Qual gewordene Arbeit aber frohgemut zu kündigen, bringe ich eben auch nicht auf die Reihe. Denn die Arbeitszeiten wären perfekt auf die Bedürfnisse von Wolf und Bär abgestimmt, der Lohn wäre ok und die Arbeit an sich grossartig – wenn nicht Anspruch und Realität dauernd einen zähnefletschenden Kampf führen und ich nicht mitten in der Nacht erwachen würde, um angsterfüllt über etwas nachzudenken, das am nächsten Tag aus der Agenda fallen könnte: Termine, Telefone, Kontakte immerzu. Und auch die Aussicht auf den Verzicht auf einen Viertel unseres Einkommens schreckt mich doch sehr, weil ich, das bekenne ich freimütig, zwar nicht von teuren Kleidern oder exquisiten Restaurantbesuchen oder repräsentativen Skiferien träume, aber doch ab und zu vom Nordkap oder dem Ausblick vom Top-of-the-World-Highway, wobei ich ersteres noch nie gesehen habe in echt und zweiteres gerne dem Wolf und dem Bären mal zeigen würde. Und im übrigen: Ganz zu schweigen von den steigenden Preisen für alles und jedes von Zahnarzt bis Autoreparaturen.
Das ist wohl, mögen andere spöttisch bemerken, der ganz normale Wahnsinn des Lebens, das Gleichgewicht zwischen Freude und Angst und zwischen Glück und Verzweiflung zu halten. Allein: mich bringt das schier zum Ausflippen und ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mit diesem Gefühl wirklich so alleine dastehe. Andererseits könnte das alles ja auch völlig normal sein und ich mache einfach hartnäckig irgend etwas ganz falsch.
chamäleon123 - 3. Nov, 09:49
§ 323 Abs. 2 Nr. 1:
Wer den Kopf hängen lässt, wird mit Kopfschmerzen nicht unter 11,5 Stunden bestraft.

chamäleon123 - 31. Okt, 09:06
Mir hat geträumt, ich sässe dem Chef beim Mitarbeitergespräch gegenüber. Und hätte ihm wortlos
dieses Dossier auf den Tisch gelegt. Dann wäre ich aufgestanden und gegangen. Den Stuhl hätte ich nicht wieder ordentlich unters Pult zurückgeschoben.
Und "Was nützt's?" hätte ich nicht gedacht.
Sondern: "So!"
chamäleon123 - 16. Okt, 20:27
Es soll ja Menschen geben, die wichtige Mails einfach so mir nichts Dir nichts schreiben und – zack – auch tatsächlich abschicken. Das gelingt mir trotz jahrelanger angestrengter Uebung nicht. Ich überlege monatelang, skizziere den ungefähren Wortverlauf auf kleine Zettel und erstelle lange Tabellen von den Dingen, die ich unbedingt mitteilen möchte.
Steht das fest, komme ich zum wirklich schwierigen Teil: der Anrede. Schreibe ich nun „Lieber Herr Wichtig“ verwerfe ich das auf der Stelle wieder, denn: tönt das „Lieber“ in diesem Fall nicht plump, allzu vertraulich, ja geradezu anbiedernd? Also: „sehr geehrter“, aber das wiederum klingt altbacken und ich will durchaus nicht gerade staubtrocken, sondern modern, dynamisch und gegebenenfalls voll easy rüberkommen. Sonst hat man schon im Voraus verspielt und die Heizölrechnung (sauteuer!) will ja auch heuer wieder bezahlt sein.
Ich tippe „Werter Herr..“ in die Tasten und lache laut auf. Das tönt, mit Verlaub, als würde Fürst Wesskanolinski bei Dostojewski ein Billet an seinen Pächter schreiben. "Hallo Herr... geht ja nun gar nicht und obwohl „Hi Herr...“ möglicherweise tatsächlich voll easy ankommen würde – so easy will ich gar nicht wirken, eigentlich.
Also doch altmodisch? „Guten Tag Herr“ hat so was Beleidigtes, Schnippisches und „Hej Herr ..“ tönt geschrieben unschön und passt nur in Schweden. „Ach, Herr..“ verbietet sich entschieden, weil: weinerlich und depressiv und bei „Grüezi Herr..“ verkrampft sich mein Nacken und die Gänsehaut kriecht mir den Rücken hoch. Aber das Mail muss sein, nicht zuletzt, weil ich es versprochen habe, erst gestern. Die Vorschläge des Bären „He, Sir“ oder einfach „Ciao!“ sind voll krass daneben in diesem Fall und nicht hilfreich.
Ich muss wohl erst einmal ein paar kluge Leute um Rat fragen. „Liebe Frau Schlau“ werde ich schreiben.
Oder doch besser: „Verehrteste!“?
chamäleon123 - 15. Okt, 14:20
...einer der wirklich schlechtesten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe:
Man soll ja auch den Film nicht vor der Novelle loben. Da werden nur die Pferde scheu.
chamäleon123 - 24. Sep, 22:35
Immer wenn ich übermütig zu werden drohe, vor lauter Freude am Leben oder so, gehe ich auf meine Bank. Denn meistens habe ich dann aus lauter Uebermut und Lebensfreude unser Konto überzogen und stehe eines Tages beschämt an der Supermarktkasse, von der es dröhnend blinkt: "Saldo zu klein". Die Kassenfrau schaut mich mütterlich an und mustert meinen zerschlissenen Mantel (9 Jahre alt) und meine Schuhe (7 Jahre alt). Armes Schwein, denkt sie - oder : doofe Chaotin.
Ein armes Schwein bin ich keinesfalls. Deshalb gehe ich trotzig auf die Bank und sage zur adrett gekleideten und akkurat frisierten und perfekt geschminkten Schalterfrau: "Schauen Sie mal auf den Saldo, bitte. Er ist zu klein. Warum bloss?" Sie schaut auf ihren Bildschirm und mich streng an. "Minus 234.90", sagt sie. "Oh", sage ich dann, jedesmal, und meine Lebensfreude schwindet dahin. "Dann habe ich wohl mit den Zahlungen...ich nehme einfach meine andere Karte." "Ja", flötet sie, und ich weiss: das wird sie abends ihrem Mann erzählen oder ihren Freundinnen, "schauen Sie nur: Avia Tankstelle, Migros, schon wieder Tankstelle und hier: Ikea!". Ich schweige zerknirscht. Denn: ich habe zwar andere Konti, aber keine andere Karte. Und ich fühle mich einen kleinen schäbigen Moment lang wie eine Zweitklässlerin, die ihre Aufgaben zwar gemacht hat - nur leider auf der falschen Seite im Rechnungsbuch. Und die Bankfrau denkt derweil deutlich hörbar: dumme Kuh: keine Kohle mehr auf dem Lohnkonto und dann zu IKEA. Pha.
Wahrscheinlich, denke ich zuhause, beim Kontrollieren des Bankauszuges (denn es könnte ja sein, dass tatsächlich ein Pisher all unsere Konti leergeräumt hat), wahrscheinlich ist es eine starke masochistische Ader, die mich immer wieder in die Schalterräume unserer Bank treibt. Das nächste Mal werde ich mich wenigstens nett frisieren und ordentlich Lidschatten auftragen. Und mal so richtig überziehen - auf dass die Schalterfrau hinter dem Make-Up wenigstens erschreckt erbleicht. Das wäre dann wohl meine, äh, sadistische Kontoseite.
chamäleon123 - 23. Sep, 20:16