daily soap
Wenn Feng-Shui nicht nur auf das Wohbefinden in Räumen einen starken Einfluss hat, sondern auch auf die Partnerschaft, die in ebendiesen vier Wänden gelebt wird, warum sind dann alle Feng-Shui-Anhängerinnen die ich kenne entweder unglücklich lieert oder bereits getrennt? Und wenn Esoterik aller Art unser Bewusstsein so positiv beeinflussen soll, warum sind dann sämtliche Esoterikerinnen, die mir bekannt sind, immer so furchtbar komplizierte und untolerante Menschen?
chamäleon123 - 21. Mai, 12:10
..nicht meine Schuld ist es, wenn plötzlich wieder mal die Internet-Verbindung komplett zusammenbricht. Kann am Provider liegen, sagt mein künftiger ganz persönlicher EDV-Berater, ein überaus kompetenter, sehr junger Herr, der heute innerhalb von wenigen Minuten meinen tagelangen Verbindungsunterbruch mit ein paar Klicks behoben hat. Ich werde seine Handy-Nummer wie einen Schatz hüten und ihn zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten mit meinen Computersorgen konsultieren. Das sage ich jetzt frohgemut, denn ich werde die Rechnung für seine Klickleistungen erst in ein paar Tagen erhalten. Vermutlich wird sie haarsträubend sein, ich werde die Handynummer fluchend löschen oder gleich das Handy theatralisch an die Wand schmeissen und trotzdem: beim nächsten Absturz werde ich lächelnd an ihn denken: ich bin nicht daran schuld.
chamäleon123 - 18. Mai, 15:57

hören im Auto. Laut. Noch lauter. So inbrünstig mitsingen, dass die Ausfahrt - sssst - schon vorbei ist. Einen Umweg von 14 Minuten fahren, nur um weiter zu gröhlen. Befreit ankommen. An der Sitzung mit rebellischen Vorschlägen provozieren. Ueberrrascht sein, dass die auch noch gut ankommen.
chamäleon123 - 25. Mär, 23:32
Wenn ich mindestens zwei Stunden vor und nach dem Training nichts essen soll, muss ich um dieselbe Zeit aufstehen wie Condoleezza Rice (4.30 Uhr). Die spult um diese Zeit täglich 40 Minuten auf Laufband oder Stepper ab. Vielleicht gehts dann nicht nur mit meiner Frühlingsfitness bergauf, sondern auch mit einer allfälligen politischen Karriere. Wer weiss, was das Leben noch für mich in den Falten des Alltags verborgen hält!
chamäleon123 - 20. Mär, 14:07
Liebe Melina, liebe Monika, liebe Veronique wieheisstdunochgleich, äh, Dingsbums. Ich möchte euch meinen allerherzlichsten Dank aussprechen für die anregenden Tischgespräche, die wir anlässlich des Business--Frauenessens vom vergangenen Donnerstag hatten. Es gibt ja immer wieder Momente im Leben, in denen man quasi neben sich selbst steht und sich - in meinem Fall - mit schnippischem Lächeln dabei zusieht, wie man etwa Lego- und Playmobilteile sortiert oder Unterhosen zusammenfaltet und hinter diesem Lächeln, man sieht es auf den ersten Blick, versteckt sich die gefürchtete Gretchenfrage der verzweifelten Hausfrau: „Wie stehts mit deinem Selbstverständnis?“ fragt das perfekt geschminkte Gretchen und klimpert mit den Wimpern, „wie steht’s denn mit dem Sinn von all dem, sieht morgen sowieso wieder chaotisch aus und niemand sagt danke und vor allem: war das etwa jetzt schon alles?“ Huschhusch verscheucht man darauf diese aufdringliche Grete mit einem energischen Handwedeln und faltet die Unterhosen trotzig etwas weniger sorgsam.
Aber zurück zu euch, liebe Frauen. In diesen selbstbetrachtenden Momenten neigt man zu anfallartiger, heftiger Unzufriedenheit, die einem aus den Winkeln des Alltags anspringt und die einem vieles in Frage stellen lässt. Wenn man dann wieder ganz zu sich kommt sitzt man tränenüberströmt auf dem Sofa im Mansardenzimmer, hört P.I.L.-Punk und fühlt sich alt und beschissen. Aber am Donnerstag, liebe voll-berufstätige Geschlechtsgenossinnen, als wir da so am Tisch sassen und ich mein vorzügliches Linsen-Dal genüsslich in mich hineingabelte, da traute ich doch meinen Ohren nicht. Auch ihr, liebe Kinder- und Hausfrauensorgenlose, auch ihr kennt diese Momente des Zweifels! Ermattet kommt ihr vom langen Tagwerk nach Hause in eure Stadtwohnungen und müsst euch ärgern, wenn das primitive Prolopaar in der Wohnung neben euch seinen Streit lautstark austrägt und ihr habt schlaflose Nächte und gebt freimütig zu, dass ihr Kreuzworträtsel macht vor dem Einschlafen , weil das so komplentativ ist. Und ihr schaut Melrose Place und Sex in the City. Und ihr seid liiert. Ach Gott, und ihr macht Pilates und lernt Spanisch, über den Mittag, mit letzter Kraft und erzählt das mit einem tapferen Lächeln, mit einem so perfekt tapferen und gleichmütigen Mundwinkelzucken, dass man fürwahr denken sollte, ihr lerntet schon seit Kindesbeinen in jeder freien Minute irgendwas und jetzt ist eben ein bisschen Spanisch dran. Da juckt’s mich doch ein bisschen, etwas auf Spanisch zu sagen aber natürlich fällt mir nicht Gescheites ein.
Vielleicht sollte ich mein Tagwerk doch künftig etwas komplentativer gestalten, kreativer, moderner, irgendwie so, ach ich weiss nicht.
Jö, und Kinder. Sicher schön. Du bist also jetzt so eine desperate housewive, sagt die dynamisch Liierte neben mir, die mit den Kreuzworträtseln. In mir taucht ein Bild auf von verzweifelten Businessfrauen mit Stöckelschuhen und Deux-Pieces aber ich sage nichts, weil ich nur innerlich fürchterlich zickig und bissig bin, aussen lache ich immer so ein dämliches Versöhnungslächeln. Aber, um jetzt die Dankesworte wieder aufzugreifen: ich bin jetzt wieder vollends zufrieden mit meinem chaotischen Alltag und ärgere mich bloss noch grün und blau über mein reptilienhaftes Dauerlächeln. Lieber hätte ich Schlangengift mit messerscharfen Antworten verspritzt. Aber die kommen mir alle erst jetzt in den Sinn…
chamäleon123 - 18. Mär, 23:58
Vorgestern war ich wieder einmal jung und wild, das heisst, ich tat so, als wäre ich es. Das fing schon auf der Fahrt zu der Freundin ein, bei der ich zum Nachtessen eingeladen war. Laut drehte ich die Musik (Red Hot Chili Peppers) auf und noch viel lauter sang ich mit. Schon fühlte ich mich wie 30. Mit Steppenwolf, den Doors oder Creedence Clearwater hätte ich noch weitere Jahre abziehen können, besonders mit „born to be wild“, aber es ging auch so. Als ich ankam, war ich etwa 25. Zum Glück nicht jünger, denn sonst hätte ich nicht bloss ein Glas Bier zum Essen getrunken, sondern neun Fläschchen. Bier, meine ich. Deshalb war ich noch stocknüchtern, als wir uns ins Auto setzten und weiterfuhren, in einen Club. Dort fielen noch einmal so drei, vier Jahre von mir ab. Ich merkte allerdings: Smalltalk kann ich auch in Jung nicht. Nur hab ich das früher nicht gemerkt, weil ich einfach noch ein bisschen mehr getrunken und noch ein paar mehr geraucht habe. Das wirkt dann auch gleich ein bisschen wilder und geheimnisvoller, als wenn man einfach so dasitzt und hölzern vor sich hin starrt.
Aber weil meine alten Freunde mittlerweile auch ein kleines bisschen verschroben und eigenbrötlerisch geworden sind, fielen meine Pinocchio-Attitüden nicht weiter auf und wir sassen fröhlich weiter da. Und genau wie früher gingen wir noch zu jemandem nach Hause und tranken Bier, nur mussten wir diesmal nicht still sein und artig flüstern, um Mama und Papa nicht zu wecken. Heute sind wir selber Mama oder Papa, manche von uns jedenfalls, und flüstern beim Spät-Heimkommen , um die Kinder nicht zu wecken. Wie doch die Zeit vergeht, dachten wir, und schauten verstohlen auf die Uhr. Denn trotz der wundersamen Verjüngungskur waren unsere Körper eben doch 38 geblieben oder 36 und waren um fünf Uhr morgens ziemlich müde. Und die Zellen weigerten sich standhaft, zuviel Alkohol aufzunehmen; es muss demnach wirklich so sein, dass die Vernunft mit den Jahren wächst und ich fragte mich, ob wir jetzt ein kleines bisschen weise und abgeklärt waren.
Insgeheim hätte ich aber liebend gern so viel Bier getrunken, dass ich sogar wieder einmal ein paar lockere Witzchen hätte machen können und wäre am anderen Morgen bis mittags um vier im Bett geblieben. Mit der Weisheit kann es also doch nicht so weit her sein. Auf dem Heimweg stellte ich jedenfalls listig das Autoradio ab, um nicht unversehens in die Pubertät zu kommen.
chamäleon123 - 14. Mär, 21:34