Samstag, 10. März 2007

Egon vs. Schlaffi

was ich nicht mag: die leeren Petflaschen in der Migros einzeln in die petflaschengrossen Löcher der Rückgabevorrichtungen zu stecken. Das hat sich höchstwahrscheinlich ein sadistischer Produktedesigner ausgedacht. Mit Unterstützung eines zynischen Marketingstrategen, der ausserdem veranlasst hat, dass neben dem Rückgabecontainer stets ein Regal mit kitschigen Kleinigkeiten steht. Denn vielleicht, dachte sich möglicherweise der Marketingstratege, vielleicht sind die Menschen nach minutenlangem, debilem Flaschen-in-die-Löcher-stopfen dermassen frustriert und entmutigt, dass sie das Bedürfnis überfällt, winzige Porzellanfrösche auf einer Praline mit einem Spruchband das "Gute Besserung!" verheisst oder "I ha Di gärn!" zu kaufen.
Einmal, es ist Jahre her, hat mich das Flaschenzurückstopfen gar so demoralisiert, dass ich ein ganzes Regal mit Fröschen und Elfen und Marienkäfern umgefahren habe mit meinem Einkaufswagen. Nicht absichtlich, glaube ich.

was ich mag: dem Inneren Schweinehund Namen zu geben. Meiner heisst Schlaffi (ich weiss, wenig originell, aber Schlagfertigkeit war noch nie meine Stärke), der des Liebsten Egon. Jener des kleinen Bären nennt sich hochtrabend "blöder fauler unanständiger Trottel" und der kleine Wolf hat keinen, behauptet er.

Pustekuchen

Jo mei. Das Chamäleon hat ja heute sozusagen Geburtstag.
kuchen

Donnerstag, 8. März 2007

Buchorakel (6)

Das ist es, was sie meinen, wenn sie Reife sagen: Man ist an dem Punkt angekommen, wo man glaubt, sein Leben verpfuscht zu haben. Sie hätte mehr lernen sollen, im voraus; sie hätte alles genauer beobachten sollen, ehe sie sich kopfüber hineinstürzte; aber es tut ihr nicht leid.

Margaret Atwood: Die Unmöglichkeit der Nähe

Mittwoch, 7. März 2007

Wunder, unberührt

was ich mag:
wenn man zwei Tage nicht hinschaut und dann blüht dort ein kleines blaues Wunder:
images1

was ich nicht mag: Katzendreck, dreissig Zentimeter neben der blauen Wunderblume. So ist es halt, das Leben. Vielleicht ein kleiner Gruss von Ernst.

Samstag, 3. März 2007

Der Trancebohrer

Ich brauche dringend einen Knigge-Rat und zwar geht es ausnahmsweise nicht um knurrende Wölfe und brummige Bären, sondern um einen fleissigen, sehr jungen Mitarbeitenden, der mir zuweilen mehrere Stunden lang bei Arbeit 2 schräg gegenüber sitzt. Der junge Mensch spricht manierlich, sagt "Gesundheit" wenn ich niesse und beantwortet höflich gelegentliche Fragen. Aber - und die Gänsehaut kräuselt sich schon beim Gedanken daran auf meinen Armen - er bohrt ständig in der Nase, wenn er verlegen ist oder über etwas nachdenkt (und er ist eine ziemlich nachdenkliche Person, offensichtlich, oder sehr unsicher). nase1 Und er benutzt kein Taschentuch zur Entsorgung der aus den grusligen Tiefen des Bohrlochs zutage geförderten Produkte. Nein. Er führt den Finger zum Mund, mit derselben Geistesabwesenheit, mit der er bohrt.
Und mir graut es weniger vor dieser doch ziemlich gewöhnungsbedürftigen Angewohnheit, als dass ich mich für ihn fürchterlich schäme. Sozusagen an seiner Stelle und das ist ziemlich seltsam. Vielleicht ein Mutterkomplex, eine spontane Erziehungszuckung, eins auf die Finger dem Knaben und Pfui.
Natürlich habe ich den Buben Mann weder getadelt, noch gezüchtigt. Aber ansonsten habe ich alles versucht, ihn von seinem grässlichen Tun abzubringen: ich habe ihm extra in die Augen gestarrt und das während des Bohrvorgangs - aber er scheint sich irgendwie in Trance zu bohren und nimmt das Drohstarren nicht wahr. Ich habe mich geräuspert, habe ihm stirnrunzelnd zugeschaut und auch andere Mitarbeitende dabei ertappt: es hat was von der Faszination eines Gruselfilms, bei dem man die Szenen mit den Schleim- und Blutgespritze gar nicht sehen will, aber trotzdem den Blick nicht losreissen kann. Er bohrt. Und schluckt. Und fällt in Trance. Vielleicht gibt es Selbsthilfegruppen dafür. Für seine Mitarbeitenden, meine ich.

Donnerstag, 1. März 2007

Rat und Fischfrikadellen

Nach mittellangen Zugfahrten mit zwei hyperaktiven Wildtieren nehme ich zuweilen meine Erziehungsbibel Nr. 1 graham zur Hand und lerne mehrere Textpassagen auswendig. Diese kann ich dann in den nächsten Wochen als Mantra vor mich hinmurmeln:

"Bei dieser Gelegenheit können wir gleich darüber reden, wieviel Umstände Sie sich mit Kindern machen sollen. Wir leben in einer kindorientierten Zeit. Die Kindheit wird nicht mehr als unvollkommene und antisoziale Phase betrachtet, die man am besten so schnell wie möglich hinter sich bringt. Ich plädiere keineswegs dafür, die Junioren wieder ins Bergwerk zu schicken. Man sollte sie nur ab und zu bitten, einen Eimer Kohle zu holen. Und ihren nicht jede Unbequemlichkeit ersparen.
Vielleicht sind Sie anderer Meinung. Vielleicht gehören Sie zu den Müttern, die Fischfrikadellen in Froschmannform machen, um Rita dazu zu verlocken, dass sie ein kleines bisschen Kabeljau isst. Aber wenn Sie sich von Rita zu bangem Warten vergattern lassen, während sie mit ihrer Froschmannfrikadelle herumspielt - wie wird sie dann in 20 Jahren sein? Machen Sie die Art Frau aus ihr, für die Trauben nur in Frage kommen, wenn alle Kerne daraus entfernt sind? Wird man je mit ihr leben können?"


Laurie Graham: Überlebensbuch für Eltern

Sonntag, 25. Februar 2007

Murpys Law für Haus- und Gartenfrauen

Es gibt, das wusste ich lange nicht, ein Extra-Murphys-Law für Hausfrauen. (Murphy, das ist der mit dem Butterbrot, das garantiert mit der bebutterten Seite nach unten auf den neuen Teppichboden fällt). Das erste Murphy-Housewife-Law lautet nämlich folgendermassen:
sonntäglicher Überraschungsbesuch von Verwandten trifft grundsätzlich an jenen Sonntagen ein, an denen die ganze Familie ungekämmt und in verwaschenenen Pyjamas vor der Glotze rumhängt und die Wohnung in einem zwar nicht gerade versifften, aber auch nicht in gerade in einem aufgeräumten Zustand ist.
Gesetz 1a: auch wenn sich die Wohnung noch tags zuvor wunderbar aufgeräumt und mit brennenden Kerzen und frischen Blumen auf dem Tisch wunderbar behaglich präsentiert hat, wird sie zum Zeitpunkt des Eintreffens besagten Besuchs aussehen, als hätte eine Junior-Fussballmannschaft eben gerade darin eine Party gefeiert.
Gesetz 1b: Grundsätzlich kein Besuch trifft an jenen Tagen ein, an denen die Wohnung in obenerwähntem aufgeräumten Zustand ist.

Dienstag, 13. Februar 2007

gelesen:

Ruth Rendell: Der Duft des Bösen

rendell

Arbeitsleben. Ein Terrarium.

Im Mikrokosmos von Arbeit II hangelt man sich als Chamäleon eben so von Ast zu Ast. Achtet darauf, dass man nicht runterfällt. Und beobachtet mit rollenden Augen die Mitarbeitenden. Die da wären:

Der Witzklauer hört luchsgleich auch gemurmelte Witze und lustige Bemerkungen und ruft sie sofort laut in die Runde. Der Gefahr, dass alle glauben, der Witz sei - wieder einmal – von ihm und der Witzklauer sei nun wirklich mit Abstand der witzigste Bürokollege, stellt er sich unerschrocken und tapfer mehrmals täglich gerne.

Die Besorgte merkt sich Operationstermine kranker Mütter aller Kollegen und weiss, wessen Kinder gerade an der Grippe leiden. Wenn sie besorgt nachfragt, achtet sie darauf, dass möglichst viele das auch hören. Die Besorgte ist nicht sehr beliebt, weil sie stets bei allen weniger gewissenhaft Nachfragenden ein schlechtes Gewissen auslöst.

Der Spielverderber steht plötzlich neben einem und schaut auf die Uhr, wenn man gerade mal kurz am plaudern ist. Er sagt aber nichts und geht wieder: an die Arbeit. Witze findet er schlicht zu kindisch. Bei Sitzungen moniert er immer mindestens vier Dinge, die man hätte besser machen können. Leider merkt er dies immer erst nachträglich.

Die Stille macht ihre Arbeit und geht dann sofort nach Hause. Schliesslich hat sie noch anderes zu tun. Sie ist freundlich und nett, aber nie weiss sie so ganz genau, welche Projekte gerade aktuell sind und welche Termine anstehen. Irgendwer wird ihr dann schon sagen, was sie zu tun hat.

Der Elllbögler will nur eines: Chef werden. Darum ist er mit der Vizechefin längst per Du und sofort zur Stelle, wenn es darum geht, Aufgaben zu übernehmen. Allerdings nur wichtige, prestigeträchtige. Denn, hey Leute, das Leben ist definitiv zu kurz, um es mit aufwändigen Hintergrundarbeiten zu vergeuden.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Alarm

Nichts rückt mir die Unvollkommenheit des Daseins pünktlicher ins Bewusstsein als meine neue digitale Uhr, eigens gekauft wegen ihrer praktischen Funktionen (Wecker! Stoppuhr! Digitaler Fiebermesser mit Antischockfunktion!). Täglich um 15.50 piepst aufgeregt ein Alarm los, um mich an etwas zu erinnern. Bloss: an was? Ich habs vergessen.
Ebenso vergessen habe ich, wie man den Alarm wieder ausschaltet. Ich fummle zwar alle zwei Wochen ein bisschen an den Knöpfen herum, aber es geht nicht. Die Gebrauchsanweisung? Irgendwo im wilden Strudel des häuslichen Chaos verschwunden. Die Stoppuhr habe ich ein einziges Mal gebraucht, den Wecker noch nie, weil ich ehrlich gesagt nicht mehr ganz genau wiess, ob ich jetzt "mode" und "set" zusammen oder nur "adjust" und dann zweimal rasch hintereinander "reset" - ach.
Und so fiept die Uhr, servil, täglich, stumpf und inbeirrt. Und ich stelle sie ab. Wenigstens das beherrsche ich jetzt.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Featuring:

Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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(...)
aaaargh!
aha!
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Buchorakel
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eigentlich
Erinnerung an...
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gelesen
getting older
HAHA!
moviestar
oh, my love
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