Freitag, 22. August 2008

Morgenstund

7 Uhr 20. Andere Menschen sitzen in dumpfem Schweigen vor ihrem Kaffee. Oder starren gähnend in eine langweilige Regionalzeitung. Nicht so bei uns:


Wolf: "Morgen. Was wäre, wenn wir auf einer Leiter 50'000 Meter in die Höhe klettern würden?"
Chamäleon: "Guten Morgen, mein Wölfchen. Äähm. Wir könnten nicht mehr atmen."
Wolf (mitleidig schauend): "Natürlich mit Sauerstoff."
Chamäleon: "Wo würdest Du denn die Leiter anstellen?"
Wolf (durchschaut das läppische Ablenkmanöver): "Ist doch egal. Die hält einfach so. Was also?"
Chamäleon: "Ich weiss nicht genau." (das mit dem Luftdruck würde jetzt zu weit gehen, oder?)
Bär: "Morgen. Gibt es hier bei uns eigentlich gemischte Thermen?"
Chamäleon: "?! Guten Morgen mein Bärchen."
Wolf: "Wie hoch fliegt ein Flugzeug?"
Bär: "Megahoch. Imfall. Voll mit Luftdruck und so."
Chamäleon: "Äähm. Ich muss nachschauen. Aber so richtige gemischte Thermen gibt es bei uns nicht. Warum?"
Bär: "Weil dort Männer und Frauen gemeinsam baden müssten. Mädchen und Jungen auch. "
Wolf: "Fliegt es höher als 100'000 Meter?"
Chamäleon (flötend): "Zeit die Zähne zu putzen, huschhusch..." (solche Sachen sag ich, frühmorgens.)
Bär: "Vielleicht würde man sofort ersticken? Verzischen? " (hält sich dramatisch gurgelnd die Kehle zu)
Wolf (kreischt): "Du nervst. Mann!"
Chamäleon (sehnsüchtig auf die Uhr schauend, dann zur Kaffeemaschine): "Hoppalahopp jetzt." (ja ich weiss. Es ist beschämend. Aber: es ist noch nicht mal acht Uhr!)
Bär und Wolf (mit einem mitleidigen Doppelblick in meine Richtung einträchtig kichernd nach oben hüpfend. Zum Zähneputzen.) "Jaja. Mach doch nicht gleich so einen Stress. Mann. "
Chamäleon: "..."

Mittwoch, 20. August 2008

Grinsen der Woche

nicki

Oh, McMurphy!

die Welt den Tüchtigen

Ich bin ja nicht tüchtig. Wäre ich das, hätte ich mindestens jeden dritten Monat eine Weiterbildung im Programm, ich hätte nicht seit bald zwei Jahrzehnten dieselbe berufliche Teilzeitlückenbüsserinnen-Funktion und das dazu noch mit sinkendem Salär. Mein Haus wäre aufgeräumt, mein Garten entunkrautet und meine Kondition gestählt. Längst hätte ich eine Hecke gepflanzt und ein Buch geschrieben - oder meinte Konfuzius „ein Haus bauen und einen Sohn zeugen“? Eben: Wäre ich tüchtig, könnte ich 923987 Sprichwörter korrekt auswendig und ich würde mich an alle Bücher erinnern, die ich je gelesen habe.

Aber ich habe einfach keine Zeit, um so richtig tüchtig zu sein. Mein Tag ist irgendwie immer so voll wie unsere verstopfte Dachrinne. Natürlich sind das - am Rand der in den Tag gequetschten Arbeitsblöcke 2 und 3 - so profane Dinge wie: einkaufen. Wäsche waschen. Staubsaugen. Kochen. Hausaufgaben kontrollieren und Termine koordinieren. Beim Einkaufen Frau Tschumi (78) nett zuhören, wenn sie von ihren Blutfettwerten erzählt (37 Minuten). Belustigt den täglichen Plänen des Bären lauschen, wie er sich einen Nintendo Wii verdienen will (23 Minuten) und warum er unbedingt japanisch lernen möchte. Und dem Wolf, wenn er über seine Visonen von einer WG mit dem Bären referiert (31 Minuten).

Das ist wunderbar (nicht die Blutwerte, die Pläne und Visionen). Aber es hält mich einfach vom Tüchtigsein ab. Ich meine: das ist mehr als eine Stunde, in der ich zum Beipiel 82376 Spanischwörter lernen könnte. Oder in Arbeit 2 und 3 investieren, damit es mit meiner Karriere endlich mal vorwärtsgeht. Allerdings hätte ich dann weitaus weniger Zeit für Wolf und Bär. Aber dieses Problem werde ich auch noch lösen – wenn ich nur endlich tüchtig werde.

Donnerstag, 14. August 2008

heute gelernt:

Seelenloch, das: kreisförmiges Loch in einer jungsteinzeitlichen Grabplatte, durch das - so die Vermutungen der Archäologen - die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits entfleuchen konnten. Andere Fachleute dagegen behaupten, durch die Oeffnung habe man die Knochen der Toten in die Grabkammer geschoben.

Mittwoch, 13. August 2008

heute in technocolor

Das mit dem Farben wechseln wird uns Chamäleons übrigens mitnichten als nützliche Fähigkeit nachgesagt. Manche von uns leiden nämlich deshalb an einer chronischen Farbenwechselerschöpfung, die sich in einem blässlichen Dauerbeige manifestiert: Schluss mit knalligem Rot und spritzigem Grün! Der Farbenwechsel erfolgt in der Regel nicht gemächlich und nur in Notfällen, wie dies die Natur vorgesehen hätte. Nein: im Alltag wechseln wir gleich mehrmals täglich die Farbe komplett und dies nicht nur, wenn wir uns auch äusserlich unseren mannigfaltigen Funktionen perfekt anpassen wollen.
bunt
Ich etwa plaudere beim Einkaufen mit einer perfekten Hausfrau – kurz danach gehe ich gramerfüllt heim in unser chaotisches Eigenheim und schreibe sehr lange to-do-Listen, mit deren Hilfe ich all unseren Räumen in nur 76876 Tagen zur Zen-würdigen Klarheit verschaffen will. Freunde ich mich mit einer klugen Philosophin an, habe ich nach drei Gesprächen die nagende Gewissheit: ich weiss, dass ich nichts weiss. Und lese hektisch „Seneca für Gestresste“. Lese ich im Blog einer engagierten Politikerin, schwappt die Scham über meine dürftigen Anstrengungen für eine bessere Welt wie eine Welle über mich. Diskutiere ich mit einem emsigen Leser, plagt mich das Gefühl, die falschen Bücher zu lesen. Treffe ich auf eine vorbildliche Mutter, verzweifle ich über meine gelegentliche Ungeduld mit Wolf und Bär und wenn Frau Topfit die Strasse entlang joggt und mir topfit zuwinkt, nun..
Natürlich könnte ich all diese Gedankengänge einfach dem Schlechten Gewissen in die Schuhe schieben und auch Ernst hat wohl seine Wurstfinger wieder mal im Spiel. Aber in Wahrheit ist es eben typisch Chamäleon: immer flugs die Farbe wechseln und sich schön unsichtbar machen dabei. Da hilft wohl nur: Farbe bekennen.

Montag, 11. August 2008

ich bin eine chaotin, ich bin müde, ich bin...

Gemeinsam mit dem Schlechten Gewissen las ich heute nach dem Mittagessen das Migros-Magazin. "Siehst Du", sagte das Schlechte Gewissen vorwurfsvoll, "der neue Post-Chef Claude Béglé arbeitet 16 Stunden täglich und hat fünf Kinder. Du jammerst schon um vier Uhr nachmittags, Du seist müde." Ich lese angestrengt das Interview und versuche mir den Alltag im Bégleschen Haushalt vorzustellen. Die Gattin (Aerztin) gibt der Nanny lächelnd letzte Instruktionen, bevor sie in die Klinik eilt. Die Kinder (selbstständig & schon aus dem Gröbsten raus) essen ein gesundes Mittagsmahl, bevor sie sich in ihre Zimmer zurückziehen und Hausaufgaben machen. Herr Béglé arbeitet. Natürlich.
Das Schlechte Gewissen grinst maliziös. Ich tue, als sähe ichs nicht. "Ich bin ein Macher, ich bin aktiv, ich bin ein Leader", liest mir das Schlechte Gewissen genüsslich die Béglé-Interview-Ueberschrift vor.
Ich schweige trotzig.
Und stelle mir mit einem leisen Schaudern die Headline über einem Chamäleon-Interview vor.

jaja

Und übrigens: es ist nicht so, dass es mir hier nicht gefallen würde.
Auch mit dem Liebsten ist alles im Lot. Mit Wolf und Bär sowieso.
Und Arbeit 2 - nun - das ist eben Broterwerb und halt nicht per se traumhaft und erfüllend.
Zumal es jetzt neu auch noch Arbeit 3 gibt, die sich gar nicht mal so übel anfühlt.
Aber es gibt leider hier auch: Stundenpläne. Zecken. Wecker. Telefone. Nachbarn mit Hunden. Und solche mit Giftkanistern, ehrlich wahr. Es gibt zu grober Verdreckung neigende Fussböden, von den Toiletten ganz zu schweigen. Kellerschnecken und Unkraut. Schule und Elternsprechstunden. Pflichten und Vorsätze. Süsse Versuchungen und Waagen. Einkaufszettel. Smalltalk. Das Schlechte Gewissen. Rechnungen. To-do-Listen. Staubsauger und Staub. Krempel, überflüssigen. Ansprüche und Erwartungen. Fernsehwerbung. Viren.
Und Ernst, der überaus treue Mistkerl.

Sonntag, 10. August 2008

...

Ja also. Ich bin dann mal wieder hier.
Nicht, dass ich nicht augenblicklich nur allzu gerne wieder weg wäre.
Aber das geht ja nicht.
Das Weg-Sein war in etwa so:

Wir waren in besinnlicher Stimmung und zu nichts anderem fähig als zu friedlichem Vor-uns-Hinschauen. Der Tag ging in einer Klarheit stillen und köstlichen Strahlenglanzes zu Ende. Das Wasser schimmerte friedlich; der Himmel, ohne ein Wölkchen, war eine wohltuende Unermesslichkeit reinen Lichts.
Joseph Conrad: "Herz der Finsternis"

Freitag, 27. Juni 2008

Ich bin dann mal weg

nordsee

Dienstag, 24. Juni 2008

desperate in the house

Der Liebste ist zum Glück ein geduldiger Mensch. Wenn er von des Tages Arbeit heimkommt und ermattet in den Sessel sinkt, rügt er mich niemals, weil es in den Gemächern aussieht als sei gerade Barbarossa mit einer wilden Horde Kriegsgurgeln hindurchgaloppiert. Natürlich würde ich auf entsprechende Bemerkungen wie eine Furie reagieren und es ist anzunehmen, dass er es deshalb nicht tut. „Wolf und Bär. Hm.“, sage ich manchmal in einem halbherzigen Versuch, das Chaos zu entschuldigen. Oder: „Arbeit 2. Extrem viel zu tun heute.“ Er nickt.

Er ahnt vielleicht, dass es im Leben einer Frau Tage gibt, an denen gar nichts gelingt. Nichts. Nada. Rien. Man erledigt zwar tatkräftig ein Fitzelchen Arbeit 2 und krempelt anschliessend entschlossen die Ärmel nach hinten, um sich der Pflege des Hauses anzunehmen. Die da heisst: Staubsaugen. Wäsche waschen. Aufräumen. Kloschüsseln putzen. Nur: wo anfangen? Man faltet hier ein paar Unterhosen und nimmt dort einen Packen alter Fotos zum 87364876mal in die Hand, um sie endlich irgendwo einzukleben. In das Album mit „Bär - 1997“ beispielswiese – nur: wo ist das Teil? Und wo sind die Fotokleber? Also lieber staubsaugen, dabei sollte man schon längst einmal den Estrich…jedenfalls sitzt man an solchen Tagen um vier Uhr nachmittags mit einem Korb Bügelwäsche als Alibi vor dem Fernseher und schaut „Für alle Fälle Amy“ oder „Gilmore Girls“. Bis der Liebste heimkommt und schweigend über die PET-Flaschen stolpert, die seit 72156 Tagen auf der Treppe stehen, bereit zur Entsorgung. „Ich hatte Stress“, sagte ich dann trotzig. Und zappe rasch auf einen Nachrichtensender.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Featuring:

Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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