Sonntag, 5. Oktober 2008

Man muss es ja nicht lesen

Erkennen, dass man sogar ein schlechtes Gewissen hat, wenn man viel zu lange Beiträge in seinen Blog stellt und damit von seinen 4,5 LeserInnen erwartet, sich da durch zu kämpfen. Sich irgendwie dafür entschuldigen, dass sie es sehr langweilig finden werden. Dieses Gefühl als einen weiteren Beweis für die im Grunde deprimierende Irrationalität eines Weblogs zu werten. Sich seltsam fühlen.

Laufbahn - die ganze Wahrheit

Das mit der Laufbahn ist ja so eine Sache. Kluge Menschen planen sowas umsichtig, bilden sich weiter, kaum dass sie den ersten Arbeitstag in einem neuen Job hinter sich haben und erwerben so Diplome, Masterqualifikationspapiere und ähnliche beeindruckende Beweise ihres umfangreichen Wissens und ihrer vielseitigen Fähigkeiten. Ihre Laufbahn präsentiert sich als gut ausgeleuchteter Weg durchs Leben.

Meine Laufbahn dagegen gleicht eher einem unkrautüberwucherten, moosbedeckten Pfad durch das alltägliche Chaos. Als ich auf einem Zeltplatz mitten in der Wildnis von Alaska plötzlich wusste, was ich lernen wollte nach meinem Schulabschluss, schien mir mein beruflicher Weg allerdings noch wunderbar verheissungsvoll. Ich reiste noch ein paar Monate, flog heim, machte die Ausbildung und arbeitete als diplomierte Berufsfrau glücklich und wissbegierig. Bis ich, parallel dazu, Lust auf eine sozusagen ergänzende Tätigkeit hatte und mit meinem Dossier und jugendlicher Unbekümmertheit bei einem der zahlreichen Chefs in diesem Metier um eine Audienz bat. Ich bekam auf der Stelle eine Stelle und so hatte ich plötzlich zwei Jobs gleichzeitig und fand es aufregend. Weil mir sowohl Job 1 wie auch Job 2 das Eintauchen in ständig wechselnde und fast immer faszinierende Wissensgebiete ermöglichte, liess ich die offizielle Weiterbildung erst mal links liegen. Zudem war es damals noch nicht so trendy, all diese Zertifikate zu sammeln.

Plötzlich kam ein Unterchef von Job 2 und bot mir eine Stelle an und ich fühlte mich geehrt, freute mich über alle Massen und liess Job 1 sausen. Ich arbeitete und arbeitete, kaufte einen Designerstuhl und fühlte mich wie eine Karrierefrau. Über die Weiterbildung, sagte der Oberchef des Unternehmens, müsse ich mir gar keine Sorgen machen: er sagte mir eine dreijährige Profischulung samt Zertifikat auf Hochglanzpapier zu und klopfte mir gönnerhaft auf die noch nicht gebeugten Schultern.
Ich sammelte Berufserfahrung. Und noch mehr Berufserfahrung. Leider war das Personal immer knapp und so konnte ich meine Profischulung leider dieses Jahr noch nicht antreten. Im nächsten und im übernächsten undsoweiter leider auch noch nicht. Und ich kümmerte mich auch nicht angestrengt und nachdrücklich genug darum, denn: ich hatte unendlich viel Zeit. Ich war 25 und wollte noch viele Sprachen lernen und im Ausland arbeiten. Wenn ich erst mal genug gelernt hatte, und das tat ich – nur leider ohne Zertifikat. Aber ich war sehr stolz auf meinen Job und freute mich über meine Arbeit. Und ich war gut. Nicht brillant oder augenfällig ehrgeizig oder herausragend. Gut.

Die Freude an meiner Tätigkeit und ein ebenso naives, wie bislang unerschüttertes Vertrauen in die Gleichstellung der Geschlechter in unserer Zeit und in unserem Land brachte mich dazu, mich mit einem der Laufbahnplanung nur scheinbar eng verwandtem Gebiet näher zu beschäftigen: der Familienplanung. Ich wurde schwanger, bat um eine Audienz beim Chef und wollte ihm ein reduziertes Pensum vorschlagen. Er klopfte mir abermals gönnerhaft auf die immer noch nicht gebeugten Schultern und sagte: „Leider geht das nicht. Freuen Sie sich doch einfach darauf, Mutter zu werden.“ Diese riesige Freude wurde durch die Kündigung nach dem Mutterschaftsurlaub nur unwesentlich getrübt, aber in den Pausen zwischen dem Stillen und in all den schlaflosen Nächten mit dem winzig kleinen Bärchen grübelte ich schon ein bisschen über den Knick in meiner Laufbahn nach. Sollte alles gar nicht so einfach sein, wie ich mir das vorgestellt hatte?

Um das Gegenteil zu beweisen und um das durch den Kauf von Windeln, Kinderwagen und winzigen Kleidern für das Bärchen bedenklich geschrumpfte Budget auf einem erträglichen Level zu halten, arbeitete ich weiter. Trotzig für die Konkurrenz – bis mir ein weiterer Unterchef der bisherigen Firma erneut eine Stelle anbot, eine halbfeste allerdings, aber ich freute mich trotzdem sehr. Und weil sich gleich drei Grosseltern überaus verdankenswerterweise anerboten, den kleinen Bären zu hüten, sagte ich freudig zu und begann mit einem Marathonlauf hin und her zwischen Arbeitsstelle und Babybett, zwischen Ehrgeiz und Verzweiflung, zwischen Dankbarkeit über die Hütedienste und absolut unerfüllbaren Ansprüchen an mich selber als Mutter, Berufsfrau, Tochter, mittlerweile Ehefrau des Liebsten und vielen vielen Rollen mehr.

Das Wölfchen kam zu Welt. Ich freute mich wieder unermesslich und lief weiter auf meiner Laufbahn hin und her und war immerzu müde. Mutter zu sein ist ja schliesslich auch ein Job, schrieb ich auf ein Schild, das ich während des Hin-und-Her-Laufens hochhielt. Die Leute in meinem Umfeld, die keine Kinder hatten, lächelten milde darüber und bildeten sich unterdessen weiter. Die Mütter in meinem Bekanntenkreis dagegen liefen mit mir mit und so war ich wenigstens nicht mehr allein unterwegs auf meiner holprig gewordenen Laufbahn. Meine Schultern beugten sich etwas, denn ich kam ja kaum noch zum Schlafen und überdies musste ich mich sehr bemühen, im Beruf flexibel zu bleiben. Das war ein wohlklingendes Synonym für ständige Einsatzbereitschaft. Ich buchte Sprachkurse und schlief über den Hausaufgaben ein. Ich klickte mich im Internet durch Weiterbildungsangebote, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich sowas finanzieren sollte. Ich konnte ja nicht einmal mehr unsere Steuern bezahlen, weil auch der Liebste gottseidank kein CEO mit einem moralisch unvertretbaren Lohn war, sondern jemand, der sehr gut in einem mittelmässig bezahlten Job ist. Wir kauften mit Hilfe der Bank und gütiger Verwandter ein Haus und bezahlten unsere Steuerschulden.

Ich wurde 40, erkannte, dass ich niemals mehr im Ausland arbeiten würde, freute mich über Bär und Wolf und las Bücher statt zu verreisen, denn unser Budget zeigte einen monatlichen Ueberschuss von 4 Franken und 90 Rappen an. Bis mein Lohn um einen Drittel gesenkt wurde. Ich fand eine zweite Teilzeitstelle, bei der mir zwar die Arbeit ausgezeichnet gefiel, die Bezahlung dafür aber eher symbolische Bedeutung hatte. Ich war verzweifelt, verschickte Bewerbungen und bekam lauter Absagen. Kein Wunder: schliesslich war ich auf dem Papier noch immer genauso klug als wie zuvor und hatte kein einziges Zertifikat.

Eines Tages kam eine gute Fee in Gestalt einer verständigen Laufbahnberaterin. Ach Frau Chamäleon, sagte sie, überhaupt nicht gönnerhaft. Sie können doch sehr viel. Sie sind klug und neugierig. Sie besitzen Empathie – eine sehr wertvolle Fähigkeit. Sie sind gleich in zwei Berufen gut und haben durch Ihren jahrelangen Einsatz als berufstätige Mutter Flexibilität und Leistungsbereitschaft bewiesen. Sie können sich in vier Sprachen zumindest verständigen, ihre Muttersprache beherrschen sie ausgezeichnet und Ihr Allgemeinwissen ist breit gefächert. Sie werden jetzt eine Weiterbildung machen, mit deren Hilfe Sie Beruf 1 und Beruf 2 effektiv und zufriedenstellend verbinden können. Für Wolf und Bär ist in dieser Zeit gesorgt, die Finanzierung ist ebenfalls sichergestellt. So werden Sie klüger und zufriedener und können überdies auch in Zukunft sowohl die Hypothekenraten wie auch die Krankenkassen- und Zahnarztkosten ohne schlaflose Nächte bezahlen.

Ich lächelte erleichtert.Und erwachte.

Montag, 29. September 2008

...

...also wer für dieses Layoutchaos verantwortlich ist: keine Ahnung. Ob Ernst....?

und gleich nochmals...

...Filme, denn ich habe schliesslich Ferien und kann bis morgens um 2 DVD's schauen wenn ich will.
Dieser hier war fantastisch: bands-visit


Und der da nicht überraschend und deshalb auch nicht besonders lustig: sterben

Freitag, 26. September 2008

nuschelhasen

Wenn man, statt gemeinsam ins Kino zu gehen die Filme seelenalleine zuhause als DVD schaut, vermisse ich weder Popcorn noch das lästige Geschnatter und Geraschel rings um mich herum. Aber nach dem Film gemeinsam darüber zu lästern oder aber sich in Lobeshymnen zu ergehen: das fehlt. Und der Liebste teilt zwar vieles mit mir - manche Filme aber nicht. Vor lauter gewohnheitsmässigem Mitteilungsbedürfnis murmle ich deshalb meine Filmkritiken in den Cyberspace.
Diesmal über "Keinohrhasen":

keinohr

Also...ganz witzig. Wenn man denn versteht, was einem die Dialoge mitteilen möchten. Grosse Teile davon habe ich nämlich als "wieheissnduunwasmachsteberhauptichbinmirnichsicher..." verstanden: ein in affenartiger Geschwindigkeit genuschelter Wortbrei mit lauter verschluckten Silben. Hä?
Nichtsdestotrotz weiss man schon nach drei Minuten folgende Dinge: 1. wie der Film ausgehen wird. Hundertpro. 2.dass die unglaublich niedlichen Mädchen, deren Herzigkeit immer wieder in langen Bildsequenzen gewürdigt wird, Til Schweigers Kinder sein müssen. 3. dass Til Schweiger eben doch unglaublich niedl...aber das sprengt den Rahmen der objektiven Kritik bei weitem.

Mittwoch, 24. September 2008

ödes Pferd

...einer der wirklich schlechtesten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe:

film

Man soll ja auch den Film nicht vor der Novelle loben. Da werden nur die Pferde scheu.

Dienstag, 23. September 2008

minus 173817326

Immer wenn ich übermütig zu werden drohe, vor lauter Freude am Leben oder so, gehe ich auf meine Bank. Denn meistens habe ich dann aus lauter Uebermut und Lebensfreude unser Konto überzogen und stehe eines Tages beschämt an der Supermarktkasse, von der es dröhnend blinkt: "Saldo zu klein". Die Kassenfrau schaut mich mütterlich an und mustert meinen zerschlissenen Mantel (9 Jahre alt) und meine Schuhe (7 Jahre alt). Armes Schwein, denkt sie - oder : doofe Chaotin.

Ein armes Schwein bin ich keinesfalls. Deshalb gehe ich trotzig auf die Bank und sage zur adrett gekleideten und akkurat frisierten und perfekt geschminkten Schalterfrau: "Schauen Sie mal auf den Saldo, bitte. Er ist zu klein. Warum bloss?" Sie schaut auf ihren Bildschirm und mich streng an. "Minus 234.90", sagt sie. "Oh", sage ich dann, jedesmal, und meine Lebensfreude schwindet dahin. "Dann habe ich wohl mit den Zahlungen...ich nehme einfach meine andere Karte." "Ja", flötet sie, und ich weiss: das wird sie abends ihrem Mann erzählen oder ihren Freundinnen, "schauen Sie nur: Avia Tankstelle, Migros, schon wieder Tankstelle und hier: Ikea!". Ich schweige zerknirscht. Denn: ich habe zwar andere Konti, aber keine andere Karte. Und ich fühle mich einen kleinen schäbigen Moment lang wie eine Zweitklässlerin, die ihre Aufgaben zwar gemacht hat - nur leider auf der falschen Seite im Rechnungsbuch. Und die Bankfrau denkt derweil deutlich hörbar: dumme Kuh: keine Kohle mehr auf dem Lohnkonto und dann zu IKEA. Pha.

Wahrscheinlich, denke ich zuhause, beim Kontrollieren des Bankauszuges (denn es könnte ja sein, dass tatsächlich ein Pisher all unsere Konti leergeräumt hat), wahrscheinlich ist es eine starke masochistische Ader, die mich immer wieder in die Schalterräume unserer Bank treibt. Das nächste Mal werde ich mich wenigstens nett frisieren und ordentlich Lidschatten auftragen. Und mal so richtig überziehen - auf dass die Schalterfrau hinter dem Make-Up wenigstens erschreckt erbleicht. Das wäre dann wohl meine, äh, sadistische Kontoseite.

Dienstag, 16. September 2008

zum Glück...

...haben wir wenigstens keine Aktien. Nicht einmal solche von Nintendo.
Dafür einen grossen Garten, in dem sich auch hervorragend Kartoffeln anpflanzen liessen. Dereinst.

boerse

think pink

"Sie ist nett. Und nur ein ganz kleines bisschen streng", sagt der Freund des kleinen Wolfes über seine Lehrerin. Und runzelt die Stirn: "Aber sie hat manchmal rosa T-Shirts an"

Montag, 15. September 2008

gesagt - getan

"Der Preis des Erfolges ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will."

Frank Lloyd Wright, amerikanischer Architekt (1867 - 1959), der am liebsten einen Architekten als amerikanischen Präsidenten gesehen hätte.


und


"Ich bin unter der Woche mehr oder weniger 24 Stunden für das Unternehmen tätig."

die Work-Life-Balance von Monika Ribar (49), der einzigen Frau an der Spitze eines Schweizer Weltkonzerns (Panalpina) in der SonntagsZeitung

Samstag, 13. September 2008

digital madness

zur Zeit in diesem Theater:

Wolf und Bär - mit kleinen weissen Steuerungsgeräten vor dem Nintendo Wii festgebannt. Das Gerät ist eine Leihgabe unseres Wochenendbesuchs, des Gottikindes, das just im Moment auf den Bildschirm seines brandneuen lindgrünen Nintendo DS` starrt, wo das Spiel "Sophies Freunde: Mode-Designer" soeben in die 3846 Runde geht. Der Bruder des Gottikindes wiederum klammert sich an den Nintendo DS von Wolf und Bär und probiert hektisch alle Spiele aus, die er zuhause nicht hat. Der Liebste sitzt oben vor der Glotze und Madame Chamäleon stiert mit roten Augen auf den Laptop-Bildschirm, wo sie launige Kommentare über Kindererziehung liest.

crush

Aber manchmal spielen wir auch Eile mit Weile, reden miteinander oder lesen Bücher. Ehrlich.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

Suche

 

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mailto: chamaeleon123@hotmail.com countonyou: X-Stat.de

Featuring:

Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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(...)
aaaargh!
aha!
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HAHA!
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