Es ist ja nicht so, dass ich nur grummlig rumsitze und mir Jammertiraden ausdenke. Bloss ist das Glücklichsein so...so schwer zu schildern. Weil: es sind für Aussenstehende banale Momente, die das pure Glück sind. So Wolf- und Bärenzeug. So Landschaftsweitblicke-Zeug. So in-Kerzenflammen-starren oder gute-Sätze-in-Büchern-finden-Zeug. Und hunderttausend Dinge mehr.
Unbeeindruckend, gänzlich, für Aussenstehende.
chamäleon123 - 26. Okt, 22:40
...wenn das Korrekturprogramm beim Schreiben des Wortes "Vertrauensverhältnis" vorschlägt: "ändern in: Vermögensverhältnis?
chamäleon123 - 24. Okt, 10:13
Mir hat geträumt, ich sässe dem Chef beim Mitarbeitergespräch gegenüber. Und hätte ihm wortlos
dieses Dossier auf den Tisch gelegt. Dann wäre ich aufgestanden und gegangen. Den Stuhl hätte ich nicht wieder ordentlich unters Pult zurückgeschoben.
Und "Was nützt's?" hätte ich nicht gedacht.
Sondern: "So!"
chamäleon123 - 16. Okt, 20:27

Wenn man sich heutzutage mit jemandem trifft, ganz egal wo, legen ja alle als allererstes ihre Mobiltelefone auf den Tisch. Es scheint dafür eine Art Knigge zu geben: rechts, bzw. links von der SMS-Hand, nah genug, um das Gerät mit einem Zucken des Handgelenks sofort erreichen zu können.
Die Telefone liegen nun also dort und blinken unaufhörlich vor sich hin und mitten im Tischgespräch überfallen einen plötzlich überaus paranoide Signale. Was, wenn der Chef seit 19 Minuten mithört, wie man das ganze Unternehmensprogramm subversiv auf den Kopf stellt und Pläne von revolutionären Sabotageakten schmiedet? Und was, wenn man sich gerade angeregt über den Liebsten aufregt und dieser zu Hause seine Versäumnisse im Kommunikationsbereich via Lautsprechertaste mitverfolgen kann?
Die Technik, denkt man dann, blitzartig schweissgebadet, überrascht uns schliesslich täglich mit neuen Tools für ungeahnte Möglichkeiten und vom bissigen Kollegenrating unter vermeintlich vier Augen und Ohren kursiert womöglich schon längst ein Podcast zum freien Download.
Spätestens nach diesem Gedankengang schaut man sich argwöhnisch um, ob nicht irgendwo Kameras versteckt sind im Kronleuchter. Und plaudert fortan ausschliesslich Unverfängliches.
chamäleon123 - 16. Okt, 08:25
Es soll ja Menschen geben, die wichtige Mails einfach so mir nichts Dir nichts schreiben und – zack – auch tatsächlich abschicken. Das gelingt mir trotz jahrelanger angestrengter Uebung nicht. Ich überlege monatelang, skizziere den ungefähren Wortverlauf auf kleine Zettel und erstelle lange Tabellen von den Dingen, die ich unbedingt mitteilen möchte.
Steht das fest, komme ich zum wirklich schwierigen Teil: der Anrede. Schreibe ich nun „Lieber Herr Wichtig“ verwerfe ich das auf der Stelle wieder, denn: tönt das „Lieber“ in diesem Fall nicht plump, allzu vertraulich, ja geradezu anbiedernd? Also: „sehr geehrter“, aber das wiederum klingt altbacken und ich will durchaus nicht gerade staubtrocken, sondern modern, dynamisch und gegebenenfalls voll easy rüberkommen. Sonst hat man schon im Voraus verspielt und die Heizölrechnung (sauteuer!) will ja auch heuer wieder bezahlt sein.
Ich tippe „Werter Herr..“ in die Tasten und lache laut auf. Das tönt, mit Verlaub, als würde Fürst Wesskanolinski bei Dostojewski ein Billet an seinen Pächter schreiben. "Hallo Herr... geht ja nun gar nicht und obwohl „Hi Herr...“ möglicherweise tatsächlich voll easy ankommen würde – so easy will ich gar nicht wirken, eigentlich.
Also doch altmodisch? „Guten Tag Herr“ hat so was Beleidigtes, Schnippisches und „Hej Herr ..“ tönt geschrieben unschön und passt nur in Schweden. „Ach, Herr..“ verbietet sich entschieden, weil: weinerlich und depressiv und bei „Grüezi Herr..“ verkrampft sich mein Nacken und die Gänsehaut kriecht mir den Rücken hoch. Aber das Mail muss sein, nicht zuletzt, weil ich es versprochen habe, erst gestern. Die Vorschläge des Bären „He, Sir“ oder einfach „Ciao!“ sind voll krass daneben in diesem Fall und nicht hilfreich.
Ich muss wohl erst einmal ein paar kluge Leute um Rat fragen. „Liebe Frau Schlau“ werde ich schreiben.
Oder doch besser: „Verehrteste!“?
chamäleon123 - 15. Okt, 14:20
Mit dem Denken ist es ja so eine Sache. Man tut es fast immer zu wenig, wenn es am allernötigsten wäre. Dafür denkt man manchmal in zermürbenden Endlosschlaufen über Situationen nach, in denen man sich völlig unbedacht verhalten hat und natürlich über Tatsachen, bei denen selbst das Denken nicht mehr viel nützt: zum Beispiel die Finanzkrise oder die Hackordnung unter den Arbeitskolleginnen.
Oder über das Bloggen, ganz im Allgemeinen. Das beginnt meist so: aus lauter Langweile - klug als unersättliche Neugier getarnt - klickt man sich in verwirrenden Kurven und Wendungen durch das Internet, liest wenig verblüffende Bekenntnisse wie „heute nacht habe ich wieder von G. geträumt“ oder erkennt Seelenverwandte in anonymen Wortpassagen über das Leben in all seinen 9483432143495876126798 und noch viel mehr Facetten. Dass sich die Bezeichnungen „Seelenverwandte“ und „anonym“ mit fast schon brüllender Logik widersprechen, entfällt einem nur allzu leicht im Lauf der unzähligen Lese- und Schreibstunden vor dem Bildschirm. Denn längst hat man selber einen Weblog eröffnet, weil das ja so leicht geht und einem im normalen Leben sowieso nie jemand so richtig zuhört. Man schreibt Kommentare in anderen Blogs, weil man verinnerlicht hat, wie wichtig und unerlässlich soziale Interaktion ist – nur leider hat in der Realität niemand so richtig Zeit dafür. Man interagiert also jetzt schriftlich, schreibt Banales und Persönliches, mischt sich in Dinge ein, die einen eigentlich nichts angehen, die man aber „ganz witzig“ findet. Ganz witzig ist es auch, sich an der Besucherrate auf der Seite zu laben und an der Anzahl der Kommentare. Zumindest am Anfang.
Hört man aber nicht auf, über das Bloggen nachzudenken, findet man es plötzlich nicht mehr sehr lustig. Man erinnert sich, dass es bestürzend abstrakt ist, mit fremden Leuten virtuell über seine Berufslaufbahn zu plaudern und sich wortreich zu rechtfertigen, wenn Kommentatorinnen vermuten, man sei ja ganz offensichtlich nicht so ganz glücklich. Mehr noch: man denkt nachts vor dem Einschlafen darüber nach, ob sich intensivierte Denktätigkeit und Glücklichsein nicht eigentlich gegenseitig ausschliessen. Und ist man überhaupt glücklich?
Spätestens jetzt ärgert man sich dumpf über die ewig gleich tief bleibende Besucherstatistik und denkt verzweifelt über Versuche nach, mit dem Bloggen wenigstens ein bisschen Kohle zu machen. Denn: mittlerweile verbringt man regelmässig Zeit mit dem Schreiben von Beiträgen und mit dem Lesen in anderen Weblogs, von denen man immer mehr das Gefühl hat, man würde die Schreibenden ja eigentlich kennen. Man langweilt Bekannte und Verwandte noch mehr als früher, weil sie das Triviale, das man bei realen Treffen so zu berichten hat, längst im Blog gelesen haben. Man denkt darüber nach, konsequent zu sein und die Kommentierfunktion einfach auszuschalten. Und den Besucherticker. Aber man kann sich dann doch nicht dazu durchringen, weil: der Austausch ist eben doch, ja, ganz witzig.
Jetzt setzt die Trotzphase ein: schliesslich, denkt man, hat man ja niemanden gezwungen, das Zeug zu lesen und eigentlich ist es überhaupt ganz egal. Man anerkennt das Bloggen als Hobby und findet es auch nicht doofer als die Freizeitaktivitäten anderer Leute: Filzen oder Figuren aus Blumentöpfen zu basteln. Eher intellektueller, irgendwie.
Und so bloggt man abgeklärt weiter und denkt einfach etwas weniger nach. Ueber das Bloggen ganz im Allgemeinen jedenfalls.
chamäleon123 - 14. Okt, 09:30
Mit Wolf und Bär unterwegs in der Deutschen Bahn. "Ich besetze für uns wieder so eine Luxus-Suite", ruft der Wolf begeistert und stürmt den Bahnwagen mit den Sechserabteilen.
chamäleon123 - 8. Okt, 22:14
wenn schon bedruckte T-Shirts, dann
die.
Dieses hier schon allein wegen der möglichen Satzkonstruktionen, die sich auch als Eselsbrücke beim Smalltalk verwenden liessen: "
Hi! Ich bin eine Kardamom aus Oregano und fühle mich grad ein wenig dill im Moment. Und wie geht es Ihnen?"
chamäleon123 - 6. Okt, 23:01
Der Bär, seit Jahren geplagt von monsterbevölkerten Albträumen, schläft neuerdings sofort ein, wenn er sein müdes Haupt aufs Kissen bettet. Das beruhigt ihn nur einseitig. Er murmelt besorgt: "Ich entwickle mich langsam zum Durchschnittsbürger."
chamäleon123 - 6. Okt, 13:42