...steht in der ganzen Zeitung kein einziges Wort über Fukudingsda. Kernschmelze. Pha.
chamäleon123 - 29. Mär, 07:53
Auf die Gefahr hin, dass dieses Thema bereits gähnende Langweile auslöst: die Halbwertszeit von Katastrophenmeldungen ist wie bereits vermutet um ein vielfaches kleiner als die Strahldauer atomarer Brennelemente (drei Milliarden Jahre).
Bereits nach zehn Tagen sind Meldungen über Fukushima von der Frontseite unserer Tageszeitung nach hinten in den Auslandbund gewandert. Die Kernschmelze ist gerade noch einen täglichen Einspalter wert.
Bloss keinen Überdrussreflex auslösen. Nur ja niemanden langweilen. Niemand will verdächtigt werden, ein genuss- und konsumfeindlicher Umweltschutzfanatiker zu sein. Lieber schlürfen wir vor dem Schlafengehen ein paar dosierte Beruhigungsformeln von Strahlenexperten und Kernkraftspezialisten. Zum Beispiel solche: Viele Experten gehen davon aus, dass sich die Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe.
Denn uns geht es ja gut: "Es nützt ja nichts, wenn wir auch noch alle deprimiert sind", sagte unlängst eine Frau hinter mir an der Migros-Kasse. "Ich spüre, dass ich mich vor all diesen Katastrophenmeldungen schützen muss."
Ich finde diesen Verdrängungsmechanismus von uns Satten und Zufriedenen ganz schön gespenstisch.
chamäleon123 - 28. Mär, 09:59
...wenn der Begriff "strahlend blauer Himmel" plötzlich in ganz neuem Zusammenhang verwendet werden muss.
chamäleon123 - 24. Mär, 11:08
"Warum", fragte der grosse Bär soeben, "warum gibt es Vollidioten, die sogar jetzt noch neue Atomkraftwerke bauen wollen?"
Weil ich darauf so was von keine Antwort wusste, warf ich ihm ein Gleichnis zu. "Jemand bietet Dir eine Million Franken bar auf die Hand", sagte ich, "wenn Du ein einziges Fass mit hoch radioaktivem Atommüll lebenslang in Deinem Keller aufbewahren würdest. Das Fass ist extrem gut versiegelt und würde einer kleinen Überschwemmung oder ähnlichem standhalten. Einem Brand, einem Meteoriteneinschlag, einem Flugzeugabsturz oder einem Erdbeben allerdings nicht."
Ohne zu überlegen rief der Bär: "Atomfass - nein danke!"
"Niemand von uns müsste je wieder arbeiten" lockte ich (obwohl ein einziges Milliönchen dafür zwar längst nicht mehr reicht und schon gar nicht für ein sorgenfreies Leben bürgen kann). Trotzdem: "Du könntest überall hin reisen und Dir eine Menge Dinge leisten." lobbyierte ich für das Fass. "Eine Million - ohne dass Du dafür einen Finger rühren müsstest. Bloss so ein Fässchen..wir würden es neben den Öltank stellen und mit der zeit ganz vergessen, dass es überhaupt da ist. Ein Risiko ist zwar da, aber es ist klein. Unser Haus ist hundert Jahre alt und steht unbeschädigt - warum sollte es nicht weitere hundert Jahre sicher sein für so ein kleines Fass. Wann schlägt schon ein Meteorit ausgerechnet auf ein Haus? Und Erdbeben gibt es anderswo! Das letzte grosse hierzulande ist 700 Jahre her, da wird es wohl nicht gerade jetzt.. Eine M i l l i o n!"
"Hmmm." , sagte der Bär. Er hat sich noch nicht entschieden.
chamäleon123 - 21. Mär, 17:45
"Scheiss-Atomkraftwerke", sagt der kleine Wolf. Er neigt in letzter Zeit zu einer etwas drastischen Ausdrucksweise, was ihm in diesem Fall nicht zu verdenken ist. Ich stimme ihm sogar zu. Trotzdem geht der Alltag natürlich auch bei uns weiter, als würde sich nicht in zunehmend absehbarer Zeit vieles grundlegend ändern.
Wir benutzen weiterhin mit einer wahrscheinlich nur vorübergehend getrübten gleichgültigen Selbstverständlichkeit nicht nur Licht, Kochherd, Waschmaschine, Backofen und Kühlschrank, Geschirspülmaschine und Tiefkühler. Sondern auch zwei Fernseher, vier Mobiltelefone und eines am Festnetz, zwei iDings zum Musikhören, vier Stereoanlagen, Mikro zwar, aber trotzdem, zwei PC's, eine elektrische Zahnbürste, zwei Wecker, eine Spielkonsole, ein Taschenradio, ein Navigationsgerät, Drucker, Föhn, Luftbefeuchter, Staubsauger und Bügeleisen, Kaffeemaschine, Mixer und Toaster...
"Funktioniert die Türklingel auch mit Strom?" fragt der kleine Wolf dazwischen. Ich weiss es nicht sicher, aber muss sie wohl, nicht?
Also: ..die Türklingel, ein elektrisch verstellbares Bett, eine Bohr- und zwei Schleifmaschinen, ein kleiner elektrischer Heizofen (falls die sehr alte Heizung ausfällt). Ein Raumentfeuchter. Plus eine weitere Klingel, mit der wir Wolf und Bär aus den obersten Gefilden des sehr alten Hauses zum Essen klingeln können. War schon da, als wir einzogen, genauso wie die marode Ölheizung, für die wir aus Kostengründen ziemlich ernsthaft eine moderne Ölheizung als Ersatz in Betracht ziehen, obwohl die Sache mit dem Öl und dem Treibstoff ja in dieselbe kurzsichtige Idiotie hinausläuft. Demnach gehören auch unser Auto und der Geschäftswagen des Liebsten zur Aufzählung, dazu der Rasenmäher und die Motorsäge. Und die Batteriegeräte: ein Voice Rekörderchen, sieben Taschenlampen, die Controller der Spielkonsole, noch zwei Wecker und zwei Küchentimer, ein Temperaturmessgerätchen, zwei Geräuschsimulatoren, die ulkige Furz- oder Rülpsgeräusche von sich geben, ein Elefant, ein Motorrad und ein Roboter, die tröten, dröhnen und metallische Sätze sprechen, zwei ferngesteuerte Autos und ein kleiner Helikopter, ein Megafon.
Die Zähne jedenfalls putzen der kleine Wolf und ich von jetzt an ohne Strom.
chamäleon123 - 17. Mär, 10:19
So lernen wir nun also neue Wörter: Millisievert.
Und wir wissen jetzt Dinge über Bor und Cäsium, die wir wirklich nicht wissen müssen wollen.
Dafür mutmassen wir über andere Fakten: die Halbwertszeit von radioaktiver Strahlung. Und die Halbwertszeit von Katastrophenmeldungen.
Politiker sagen noch immer Dinge wie: "Unsere Atomkraftwerke sind sicher."
Die Schreckensmeldungen werden in manchen Nachrichtensendungen mit dramatischer Musik unterlegt.
Die Welt dreht sich um 1,6 Mikrosekunden schneller als vorher.
Die Newsticker spucken unbeirrt.
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chamäleon123 - 16. Mär, 10:03