Donnerstag, 16. Juni 2011

in einem land nach unserer zeit

Beim Frühstück mit dem kleinen Wolf entworfener Handlungsrahmen für einen möglichen Science-Fiction-Bestseller:

Irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft halten es die Menschen für gefährlich und unnötig, mit der Wirklichkeit in realen Kontakt zu treten. Sämtliche Erlebnisse können sie mit Hilfe spezieller Konsolen simulieren. Das Gerät erschafft eine zwar künstliche, aber täuschend echte Welt in Zimmergrösse um einen herum, wie eine Art Blase. Man kann sich also nach Belieben in einen tropischen Dschungel, in eine Grossstadt oder an einen Traumstrand beamen und erlebt dort alles, als wärs das richtige Leben. Auch mit anderen Menschen verkehrt man nur noch in diesen Kunstwelten, ihre Reaktionen kann man dort präzise steuern. Die ganze Menschheit lebt inzwischen nur noch in diesen Blasenwelten. Die ganze Menschheit? Nein! Eine Gruppe unbeugsamer Rebellen schwört der Kunstwelt ab und will sich ein unberechenbares, aber reales Leben ausserhalb der Blasen erkämpfen..

Leider musste er an dieser Stelle zur Schule.

Dienstag, 14. Juni 2011

blitz&donner

Es ist immerhin vier Jahre her, seit ich zum letzten Mal in der Chefetage antraben musste. Es ging um die Kohle, wie meist. Mein berufliches Selbstwertgefühl wurde an diesem Gespräch auf das Mass einer weiblichen Mikrobe zurechtgedonnert. Die Aufbauarbeit bis zur normalen Chamäleongrösse war - nun, davon kann ja Ernst mal mit seinem süffisanten Grinsen berichten.
Jetzt hat mich wieder ein Aufgebot ereilt, überbracht von einem schwarzgekleideten Boten mit Henkersmaske, ohne Vorwarnung. Logisch, dass mir da gar nix Gutes schwant. Obwohl in der momentanen Situation "Gutes" ein ausgesprochen relativer Begriff ist, aber das sei nur am Rande erwähnt. Mich gesprächstechnisch auf das "Gespräch" genannte Prozedere vorzubereiten, hat keinen Sinn. Ich bin zwar des geschriebenen Wortes mächtig - wenns aber ums Reden geht, bin ich bekanntlich ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Was ich eigentlich souverän, locker und eloquent sagen - oder rufen möchte, kommt mir erst 2349857987 Minuten nach dem Gespräch in den Sinn. Dann immerhin perfekt formuliert und ohne Stammeln vorgetragen. Aufrecht und mutig, tough und ... es ist also sinnlos, zu üben, mir Argumente zurechtzulegen und den knallharten Konter aus der linken Flanke vorher zu trainieren.
Vielleicht werde ich im Vorfeld etwas Montaigne lesen, um gelassen zu bleiben. Und das letzte Gespräch geistig nochmals Revue passieren lassen - als eine Art Impfung mit bösen bösen Mikrobendingens, um das emotionale Immunsystem zu stärken. Möglich, dass sich dann der Scheff zum Abschluss noch ein bisschen ärgert, wenn ich seine Botschaft mit einem milden Lächeln entgegennehme statt mit hysterischem Händeringen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Lol - hdmfmfmfg! <3

Es kommt jetzt die Zeit, in der wir ganz einfach nur peinlich sind,der Liebste und ich. Besser gesagt - wir stecken schon mittendrin. Obwohl wir finden, wir seien gar nicht sooooo alt (Liebster) und irgendwie total interessiert an der Jugendkultur und so (ich) - wir sind ganz einfach so was von peinlich, sobald wir uns mit Wolf und Bär in der Öffentlichkeit bewegen. Das brennt natürlich wie ein Dorn in sämtlichen Eltern-Achillesfersen - wir meinen's schliesslich gut und wollen nur das Beste, zudem ist es noch gar nicht lange her, seit sie sich kreischend an unsere Beine geklammert haben, kaum habe wir ihnen den Rücken gekehrt.
Und jetzt das. S e i s t i l l! zischt der Wolf mir zwischen den Zähnen hervor zu, als ich ihm in einem Wartezimmer aus einem coolen Artikel über Jugendsprache vorlesen will. Ich bin sowas von interessiert und meine es nur gut. Aber: Wir sollen LOL nicht witzig finden und cool sagen nur noch alte Menschen. Nie fühlt man sich älter, als wenn einem der jüngere Sohn sowas zuzischt. Ausser vielleicht,wenn er fragt, ob es schon Fernseher gegeben habe, als wir Kinder waren.
Ja. Und wir fanden "Lassie" cool. LOL!

Dienstag, 7. Juni 2011

empathy 2.0

Fast habe ich keine Zeit zum Schreiben, denn ich muss nahezu hauptberuflich die Termine des kleinen Wolfes koordinieren: Physiotherapie, Röntgenuntersuchung, Besprechung beim Orthopäden. Der Arme hat sich den Arm gebrochen - ein Sturz vom Fahrrad und ein unglücklicher Zusammenstoss mit einem Brückengeländer. Jetzt trägt er ein flauschiges Ortho-Gilet und das ist nicht das einzige Fremdwort, das der kleine Wolf in diesen Tagen und Wochen lernen durfte. Er kann jetzt: Oberarmluxation, Humerusfraktur, Epiphysenfuge, Physiotherapie, Kirschnerdrähte.
Bereits kann er einhändig essen und computerspielen, nur bei den Hausaufgaben oder ähnlichen Verrichtungen bekundet er ab und zu Mühe. Leider ist vorläufig nix mehr mit Trampolinspringen oder Holzschwertkämpfen, er hofft aber auf drahtlose Ferien am Meer. Wir auch. Der kleine Wolf ist sehr tapfer, aber Fahrrad fahren, sagt er, will er ganz bestimmt nie mehr.
Ganz nebenbei hat er ausserdem den generell eher unterschätzten Wert der Empathie schätzen gelernt. Der Wolf unterscheidet die Menschen jetzt in drei Gruppen: jene, die mitfühlend fragen, was ihm denn passiert sei, wie lange er denn noch in diesem Verband undsoweiter und aufmunternd ojeh, du Armer, das wird bald wieder gut murmeln. Solche, die zwar fragen, was er da habe, die Antwort aber als Stichwort für haarsträubende Schilderungen eigener Erfahrungen mit schrecklichen Brüchen und fürchterlichen Komplikationen verstehen. Und solche, die kein Wort über das temporäre Handycap des kleinen Wolfes verlieren.

Donnerstag, 12. Mai 2011

übles erbe

"Jetzt geht es mit der Welt zu Ende", sagte der Bär traurig heute morgen nach der Nachricht über das Erdbeben in Spanien.

Dienstag, 10. Mai 2011

landleben

Jetzt, wo das Landleben auch bei den hippen Urbanen wieder als schick gilt und alle ihren eigenen Bio-Käse herstellen wollen, kann man sich wieder als Landei outen, ohne gleich mit spöttischen Blicken in die Neandertalerecke disloziert zu werden. Die Urbanen meinen nämlich nicht selten, sie hätten die Kultur, den Stil und das Know-How von wasauchimmer mit den Löffeln verabreicht bekommen und unsereiner würde bloss dumpf in der Damenriege herumblöken, Lieder von Gölä summen und bodenständige Hobbys pflegen. Nein! Wir haben Internet-Anschluss und lesen nicht nur den Landboten. Und unser Leben ist wild und aufregend . Gestern zum Beispiel tobte ein Rehbock durch unseren Garten. Der kleine Wolf, auch in aussergewöhnlichen Situationen cool, rief "Komm! Ein! Reh!" und gemeinsam lenkten wir das panische Tier Richtung Wald. Ein Lieferwagenfahrer, der uns bei diesem Tun erstaunt beobachtete, fragte milde: "Suchen Sie was?" aus dem Fenster. Wir, ganz ländlich-easy: "Ja, ein Reh." Er war sprachlos, echt.
Rehbock_2842009
Foto nicht von uns, sondern von Bernd Niendorf. Danke!

Sonntag, 8. Mai 2011

glück,pur

Nein, es liegt nicht am Muttertag, für den ich übrigens beizeiten den Tarif durchgegeben habe: Blumenpflücken, Kochen oder sonst eine kleine Aufmerksamkeit. Denn von wegen: wir müssten nicht einen, sondern jeden Tag zum Muttertag machen und die Arbeit der Mütter ehren und schätzen. Macht man ja doch nicht, genausowenig wie Weihnachtsgeschenke übers Jahr oder Aufmerksamkeiten statt am Geburtstag an einen x-beliebigen Tag. Nix da: Muttertag ist Muttertag, Geburtstag ist Geburtstag. Zu dieser unflexiblen Einstellung kam ich, als einmal mein Geburtstag vom Wolf und dem Bären glatt vergessen wurde und der Liebste hatte, ähm, kein Geschenk. Aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls war dieser Tag das pure Glück, ganz unspektakulär, mit berauschend grünen Blättern über meinem Liegestuhl, einem hypnotisierend blauen Himmel, zwei Büchern.
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Der Wolf überreichte mit mit diesem unvergleichlich liebenswerten Erschafferstolz, den Kinder haben, bevor die zermürbende Selbstkritik des Erwachsenwerdens einem alles ein bisschen weniger perfekt und genau richtig erscheinen lässt, zwei Geschenke (in der Schule gebastelt) und der Bär (zwei linke Hände, deshalb in der Schule mit dem Basteln arg im Verzug) fragte mich jede Stunde "Kann ich etwas für dich tun?". Man geniesst das durchaus, ehrlich gesagt. Und jetzt sind der Liebste und der Bär am Kochen - irgendwas Türkisches.
Manchmal braucht es vielleicht einen klitzekleinen Abstand vom Bekümmertsein um alles, vom bangen Blick auf allerlei Sörgelchen, vom Verantwortlichsein für das möglichst reibungslose Funktionieren der GmbH Familie, vom irgendwas Machen-müssen, jederzeit - um einen dieser Augenblicke puren Glücks mitten im Alltag ein wenig länger als sonst festzuhalten.

Mittwoch, 4. Mai 2011

moneymoneymoney

Über Geld redet man ja hierzulande nicht. Man hat's - oder eben nicht. Ich habe keine Ahnung, was meine Kolleginnen und Kollegen bei Arbeit 2 genau verdienen. Bei Arbeit 3 weiss ich zumindest den Stundenansatz meiner Mit-Arbeitenden.
Zusammengefasst finde ich dieses je nach Höhe des Salärs vornehme oder verschämte Schweigen über dessen Höhe ärgerlich: wie soll man je normal über Arbeit reden können, wenn sich eine Gesellschaft ziert, den ihr via Lohn beigemessenen Wert offen zu beziffern? Warum darf ich nicht wissen, wieviel die Charcuterieverkäuferin verdient, der Direktor meiner Bankfiliale, die Physiotherapeutin nebenan, der Journalist, der täglich viele Zeilen zu meiner Zeitungslektüre beiträgt? Würde ich mich neidisch ärgern, wenn ich wüsste, was mein oberster Chef verdient? Oder würde ich verzagt die Länge seiner Studienzeit und die Anzahl seiner Masters, Bachelors, Diplome und Zertifikate mit meinem Ausbildungsweg vergleichen?
Dass wir niemals offen über Geld reden, hat natürlich damit zu tun, dass wir uns nicht gerne in die Karten schauen lassen: wenn wir wenig verdienen, lässt das Rückschlüsse auf unsere Ausbildung zu. Wenn wir viel verdienen, geraten wir in den Verdacht, zu den Abzockern zu gehören. Dabei scheint mir allerdings manchmal, dass mitterweile vieles so gehörig aus den Fugen geraten ist, dass wir dieses Tabu jetzt endlich mal aufheben können. Längst entspricht der Lohn nicht mehr der Qualität der Ausbildung. Und umgekehrt auch nicht. Wir wissen gar nicht mehr, was ein gerechter Lohn für ehrliche Arbeit genau bedeuten soll. welche Arbeit ist noch ehrlich, welche eigentlich überflüssig? Und sind 12 Franken pro Stunde gerecht? Und 16000 Franken pro Stunde?
In einem Gespräch über Arbeit 2 und das Geldverdienen im Allgemeinen habe ich kürzlich behauptet, mein Lohn diene im Haushalt Liebster/Chamäleon vor allem für Luxusbedürfnisse wie Ferien, Schuhe oder das Gläschen weissen Burgunder unterm Apfelbaum. Man muss dazu wissen, dass ich quasi nicht rechnen kann und das ist keine Koketterie. Heute habe ich Rechnungen bezahlt: Krankenkasse, Dritte Säule, Zahnarzt, Hypothek, die Fähre für die Sommerferien (ha!). Und mich sehr geschämt für meine Äusserung: es waren insgesamt 5234 Franken. Meine Beine zittern noch immer.
Ich meine: der Liebste verdient 5900 Franken. Netto. Ich rund 2100 bei Arbeit 2 inklusive Nebenkanälen und monatlich etwa 500 bei Arbeit 3. Vielleicht sollte man nicht über die Familienfinanzen reden und sie gar verwalten, wenn der kleine Wolf besser rechnen kann als man selber. Jedenfalls: es schmilzt dahin, das Einkommen, als wär's Packeis im Bann der Klimaerwärmung. Und ich sollte meine Diskalkulie therapieren.


gelesen:


Michael Robotham
Sag, es tut dir leid


Simone Buchholz
Bullenpeitsche


John Williams
Stoner


Stephen King
Doctor Sleep


Paul Auster
Winter Journal

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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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